Alle Menschen auf der Erde beheben Missverständnisse im Gespräch auf dieselbe Weise – egal welche Sprache sie sprechen. Das grundlegende Prinzip dabei: Gespräch unterbrechen und nachfragen. Im Durchschnitt geschieht dies alle 90 Sekunden. Doch nur wir Menschen sind zu einer solchen „Reparatur“ in der Lage, obwohl auch andere Arten zu komplexer Kommunikation fähig sind. Die Forscher hoffen, mit ihren Erkenntnissen unsere Kommunikation verbessern zu können – mit Computern, aber auch untereinander.
Wenn Menschen miteinander sprechen, kommt es leicht zu Verständnisproblemen. Manchmal hört man einzelne Worte nicht richtig, ein andermal sind die Zusammenhänge unklar, oder man ist sich nicht sicher, das Wesentliche verstanden zu haben. Glücklicherweise lassen sich solche Missverständnisse normalerweise schnell klären – im Durchschnitt tun wir das alle 90 Sekunden. „Ohne ein solches System würde unsere Kommunikation ständig fehlschlagen“, sagt Mark Dingemanse vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen.
Ein Team von Sprachwissenschaftlern unter der Leitung von Dingemanse hat nun untersucht, ob es weltweit Unterschiede in diesem System gibt. Dazu haben die Forscher Videoaufzeichnungen von Gesprächen in zwölf verschiedenen Sprachen aus fünf Kontinenten ausgewertet. Das Spektrum reichte von Englisch, Russisch und Hochchinesisch bis zu Cha’paa in Ecuador, Siwu in Ghana und argentinischer Gebärdensprache. All diese Sprachen unterscheiden sich in ihrer Phonetik und ihrer Grammatik grundlegend voneinander.
Ein System, drei Strategien
Der Vergleich ergab, dass überall das gleiche grundlegende System für sprachliche Unklarheiten und deren Behebung verwendet wird. Die „Reparatur“ der Kommunikation erfolgt also völlig unabhängig von Sprache oder Kultur. Das Prinzip besteht darin, den Gesprächsverlauf zu unterbrechen und durch Nachfragen um Klarstellung des gerade Gesagten zu bitten. Dabei identifizierten die Forscher drei grundlegende „Reparatur“-Strategien, die die Sprechenden regelmäßig anwendeten.