Von Raubgräbern aufgedeckt: Keilschriftzeilen auf einer babylonischen Tontafel haben sich als bisher fehlender Teil des berühmten Gilgamesch-Epos entpuppt. Die drei Fragmente der Tafel waren einem irakischen Museum von Raubgräbern verkauft worden. Nähere Untersuchungen enthüllten, dass die 20 Zeilen eine bisherige Lücke im fünften Kapitel der fast 4.000 Jahre alten Erzählung schließen.
Das Gilgamesch-Epos gilt als eine der ältesten Dichtungen überhaupt und eine der bekanntesten Sagenerzählungen Babyloniens. Das vor 3.500 bis 4.000 Jahren in vielen Teilen geschriebene Werk berichtet von den Abenteuern von Gilgamesch, dem König der sumerischen Stadt Uruk, und seinem Helfer Enkidu. Auch einen Sintflutbericht enthalten Teile dieses Werks. Ein Großteil der bisher bekannten Fassung dieses Epos geht auf Fragmente von Tontafeln zurück, die 1853 bei Ausgrabungen in Ninive entdeckt wurden.
Drei Fragmente aus dem fünften Kapitel
Bei einigen Passagen gab es jedoch Abweichungen zwischen verschiedenen Fundstücken und Fassungen. Zudem blieben wegen fehlender Teile einige Lücken im Text offen. Eine dieser Lücken schließen jetzt drei vom irakischen Sulaymaniya Museum akquirierte Fragmente einer Tontafel aus der neobabylonischen Zeit. Auf ihnen finden sich 20 Zeilen des Gilgamesch-Epos, die eine bisherige Lücke im fünften Kapitel des Werks schließen.

Entdeckt und ausgegraben wurden die Tontafeln wahrscheinlich von Schmugglern, die die historischen Stätten im Süden des Iraks ausplünderten, um Fundstücke zu verkaufen. Um das Verschwinden solcher illegal erworbenen Funde ins Ausland zu verhindern, hat das Sulaymaniya Museum in den letzten Jahren versucht, so viel Schmuggelgut wie möglich aufzukaufen, indem es den Verkäufern Straffreiheit verspricht.