Bitteres Ergebnis: Mit mindestens sieben Rezeptoren können Katzen bitteren Geschmack wahrnehmen, haben US-Wissenschaftler herausgefunden. Dies ist überraschend, da Bitter-Rezeptoren vor allem für Pflanzenfresser als wichtig gelten – reine Fleischfresser wie Katzen sind dagegen nicht darauf angewiesen bittere und ungenießbare Pflanzen zu erkennen. Dieses im Magazin „PLOS ONE“ veröffentlichte Ergebnis könnten auch zu schmackhafterem Katzenfutter führen, meinen die Forscher.
Der Geschmackssinn hilft uns bei der Auswahl von dem, was wir Essen: Süßes liefert unserem Körper Energie in Form von Zucker, salzige Nahrung enthält wichtige Mineralien. Bitterer Geschmack warnt uns dagegen vor unverträglichen oder sogar giftigen Pflanzen. Diese Funktion des Geschmackssinnes bestätigt sich offenbar auch in der Tierwelt: Strikte Fleischfresser wie Katzen nehmen kaum Zucker auf, der überwiegend aus pflanzlicher Nahrung stammt. Sowohl Hauskatzen als auch wilde Katzenarten haben keine Geschmacksrezeptoren für Süßes, und auch vielen anderen Fleischfressern fehlt dieser Sinn.
Überraschend viele Gene für Bitter-Rezeptoren
Da auch Bitterstoffe überwiegend aus Pflanzen stammen, liegt die Vermutung nahe, dass Katzen ebenfalls keinen Bedarf an Bitter-Rezeptoren haben. Gary Beauchamp vom Monell Chemical Senses Center in Philadelphia und seine Kollegen haben diese Annahme überprüft. Sie analysierten das Erbgut von Hauskatzen und suchten nach Genen, die Rezeptoren für bitteren Geschmack codieren.
Überraschenderweise fanden die Forscher das genaue Gegenteil ihrer Erwartungen: Hauskatzen haben mindestens zwölf Gene für Bitter-Rezeptoren. Ob diese tatsächlich funktionierende Rezeptoren hervorbringen, überprüften die Forscher an Zellkulturen. Sie pflanzten den Zellen die Rezeptor-Gene ein und testeten die Reaktion auf 25 verschiedene Bitterstoffe.
Bitterer Geschmack auch für Fleischfresser wichtig
Das Ergebnis: Mindestens sieben der zwölf gefundenen Bitter-Rezeptoren reagieren tatsächlich auf bitteren Geschmack. Die übrigen fünf könnten entweder nicht funktional sein, oder aber auf Geschmacksstoffe anspringen, die die Forscher nicht getestet hatten.
Mit zwölf Genen für Bitter-Rezeptoren gesellen sich die Katzen in eine Reihe mit Eisbären, Frettchen, Hunden und großen Pandas, die alle über eine vergleichbare Zahl dieser Rezeptoren verfügen. Dabei unterscheiden sich ihre Ernährungsweisen grundsätzlich, vom reinen Fleischfresser über eine gemischte Diät bis hin zum strikten Pflanzenfresser.
Weniger bitteres Katzenfutter?
Dies zeigt den Forschern zufolge, dass der bittere Geschmackssinn nicht nur für Pflanzenfresser besonders wichtig ist. Auch andere physiologische Funktionen als die Warnung vor gefährlichen Pflanzen spielen demnach eine wichtige Rolle: Bitter-Rezeptoren warnen zum Beispiel auch vor inneren Bedrohungen, etwa Giftstoffen von Bakterien bei Lungeninfektionen. Und auch den Fleischfressern könnten bei der Nahrungsauswahl helfen: „Bitterer Geschmack könnte zum Beispiel existieren, um die Aufnahme von Giftstoffen aus der Haut und anderen Teilen bestimmter Beutetiere wie Wirbellosen, Reptilien und Amphibien zu minimieren“, meint Beauchamp.
Für Katzenhalter und ihre Lieblinge könnten die Ergebnisse ebenfalls erfreuliche Effekte haben: „Katzen sind als wählerische Esser bekannt“, sagt Peihua Jiang vom Monell Center. „Jetzt, da wir wissen, dass sie verschiedene Bitterstoffe unterscheiden können, könnte unsere Arbeit helfen, den bitteren Beigeschmack bestimmter Aromen und Nährstoffe im Katzenfutter zu beseitigen.“ (PLOS ONE, 2015; doi: 10.1371/journal.pone.0139670)
(Monell Chemical Senses Center, 22.10.2015 – AKR)