Schalter im Gehirn: Wissenschaftler haben einen Signalweg entschlüsselt, der epileptische Anfälle auslösen kann. War bei epileptischen Mäusen ein zentraler Schalter dieser Signalkette blockiert, so hatten die Versuchstiere seltenere und schwächere Krampfanfälle, berichten die Forscher im Magazin „Nature Communications“. Die Wissenschaftler hoffen nun, dass dieses Ergebnis zu neuen Behandlungsmethoden für Epilepsiepatienten führt, die auf bisherige Medikamente nicht ansprechen.
Einen Epileptischen Anfall erleidet etwa einer von 20 Menschen im Laufe seines Lebens. Dabei geraten die Nervenzellen aus ihrem gewohnten Takt und feuern stattdessen in einem wilden und schnellen Rhythmus. Diese Krampfanfälle entstehen oft zeitversetzt nach etwa einer Gehirnverletzung oder Entzündung. Epileptische Anfälle bedeuten oft große Schwierigkeiten im Alltag und können im Extremfall zu bleibenden Hirnschäden und sogar zum Tod führen.
Schalter aktiviert „Türsteher“
Maßgeblich beteiligt an der Weiterleitung der Signale im Gehirn sind sogenannte Ionenkanäle, die wie ein Türsteher den Zutritt von Calcium-Ionen in die Nervenzellen regulieren. „Außerdem ist seit Längerem bekannt, dass nach einer vorübergehenden schweren Gehirnschädigung und vor einem ersten spontanen epileptischen Anfall die Konzentration freier Zink-Ionen im Hippocampus steigt“, sagt Albert Becker von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. „Über die Bedeutung dieses Phänomens rätselte aber bislang die Wissenschaft.“ Der Hippocampus ist eine zentrale Schaltstation im Gehirn, die sich im Schläfenlappen befindet. Im Schläfenlappen haben auch besonders viele epileptische Anfälle ihren Ursprung.
Becker und sein Team haben nun einen Signalweg entschlüsselt, der am Ausbruch der Anfälle beteiligt ist und bei dem das freie Zink eine Rolle spielt. Steigt nach einer vorübergehenden schweren Gehirnschädigung die Menge an Zink-Ionen, docken diese verstärkt an einem Schalter an, dem sogenannten metallregulatorischen Transkriptionsfaktor 1 (MTF1). Dies führt dazu, dass die Menge eines speziellen Calcium-Ionenkanals in den Nervenzellen stark zunimmt, was insgesamt die Gefahr epileptischer Anfälle massiv verstärkt.