Ernährung

Orangensaft tatsächlich gesünder als ganze Frucht

Humanstudie bestätigt bessere Aufnahme von Nährstoffen aus gepresstem Fruchtsaft

Orangensaft steht zu Unrecht im Schatten der ganzen Frucht: Nährstoffe nehmen wir aus dem Saft besser auf. © FreeImages.com / Tommy Johansen

Modell bestätigt: Auch in einer Studie am Menschen erweist sich Orangensaft im Vergleich mit ganzen Früchten als gesünder. Bereits ein Modellversuch hatte darauf hingedeutet, dass unser Körper die Nährstoffe aus dem Saft besser aufnehmen kann. Für die wichtigen Carotinoide im Saft gilt dies auch in der Realität: Aus Orangensaft erhalten wir rund doppelt so viel dieser Antioxidantien und Provitamine als aus einer Orange.

Orangen gelten als geballte Nährstoff-Pakete: Sie enthalten eine hohe Menge an Vitamin C, und daneben auch noch eine Vielfalt an Carotinoiden und Flavonoiden. Diese natürlichen Antioxidationsmittel schützen die Zellen unseres Körpers vor schädlichen Umwelteinflüssen. Dadurch senken sie vermutlich das Risiko bestimmter Herz-Kreislauferkrankungen. Carotinoide spielen als Provitamin A ebenfalls eine wichtige Rolle in unserer täglichen Ernährung.

Im Menschen genauso gesund wie im Modell?

Orangensaft hat dagegen einen weniger guten Ruf: Zwar enthält er ebenfalls viele gesunde Nährstoffe, doch sein hoher Zuckergehalt ist vielen Ernährungsberatern ein Dorn im Auge. Nach verbreiteter Ansicht soll er darum sogar genauso ungesund sein wie Cola oder ähnlich süße Limonaden.

Doch dieser Ruf ist nicht gerechtfertigt: Bereits vor etwa einem halben Jahr haben Forscher um Julian Aschoff von der Universität Hohenheim vermutet, dass unser Körper die Nährstoffe aus dem Saft der Orangen viel besser aufnehmen kann als wenn wir die Früchte essen. Ein Reagenzglas-Modell des menschlichen Verdauungstraktes bestätigte diese Annahme.

Zwei Wochen ohne Tomaten oder Spinat

Doch um sich nicht nur auf ein Modell zu verlassen, haben die Wissenschaftler nun auch eine Studie mit menschlichen Probanden durchgeführt. Die zwölf Teilnehmer mussten zunächst zwei Wochen lang völlig auf rote oder grüne Lebensmittel wie Tomaten, Karotten oder Spinat verzichten. In dieser Zeit wurden die noch im Körper gespeicherten Carotinoide ausgewaschen, so dass sich deren Aufnahme später besser untersuchen ließ.

Orangensaft oder ganze Frucht - was ist gesünder? © freeimages

Anschließend erhielten die Versuchspersonen je einmal ein standardisiertes Frühstück mit Orangen und eines mit pasteurisiertem Orangensaft. Zwischen diesen beiden Frühstückstests lagen ebenfalls zwei Wochen. Nach dem Frühstück entnahmen die Wissenschaftler den Probanden innerhalb von knapp zehn Stunden acht Blutproben und bestimmten anschließend den Carotinoid-Gehalt.

Doppelt so viele Carotinoide aus Orangensaft

Das Ergebnis: „In der Humanstudie hat sich unsere Hypothese aus der in vitro-Studie voll bestätigt“, sagt Erstautor Aschoff. Aus dem Orangensaft nimmt unser Körper demnach ungefähr doppelt so viele Carotinoide auf wie aus einer handelsüblichen Orange. „Orangensaft ist eine bessere Carotinoid-Quelle als eine Orange,“ fasst Aschoff zusammen.

Die Ursache liege in der Art und Weise, wie der Saft hergestellt wird, erläutert Studienleiter Reinhold Carle von der Universität Hohenheim: „Bei der Herstellung des Orangensaftes werden Ballaststoffe wie beispielsweise Pektin oder auch Cellulose teilweise abgetrennt. Diese Stoffe hemmen die Absorption von Carotinoiden während der Verdauung.“ In der Orange seien mehr dieser unverdaulichen Ballaststoffe enthalten als im Saft. Diese senken darum die Aufnahme der Carotinoide aus der Frucht stärker.

Beitrag zu gesunder Ernährung

Auch die Konsistenz spiele eine Rolle bei der Aufnahme der Nährstoffe, fügt Aschoff hinzu: „Beim Zerkauen einer Orange wird die Frucht nie komplett zerkleinert. Viele Zellen bleiben so intakt und schließen die Carotinoide ein. Das erschwert ihre Aufnahme und Verwertung.“

Beim Vergleich mit der vermeintlich genauso ungesunden Cola schneidet der Orangensaft den Forschern zufolge deutlich besser ab: Er enthält weder das für Kinder ungeeignete Koffein noch die umstrittene Phosphorsäure. Außerdem wird Orangensaft nicht so oft gegen den Durst getrunken, wie dies bei Erfrischungsgetränken wie Cola der Fall ist – im Gegenteil: „Der Verzehr von Obst und Gemüse in Deutschland liegt weit unter der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung“, so die Wissenschaftler. In Maßen konsumiert, also etwa ein Glas von 200 Millilitern am Tag, sei Orangensaft ein guter Beitrag zu einer gesunden Ernährung.

(Universität Hohenheim, 02.11.2015 – AKR)

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