Vom Bürgerkrieg verschont: Archäologen haben wertvolle Mosaiken und Gebäude aus dem antiken Syrien entdeckt – nicht in Syrien selbst, sondern auf dem Gebiet der heutigen Türkei. Während das syrische Kulturerbe anderswo Stück für Stück unwiederbringlich zerstört wird, blieb es dort bisher erhalten. Die neuen Funde liefern einen wertvollen Einblick in das städtische Leben der alten Syrer.
Das Gebiet des heutigen Syrien war einst die Heimat vieler Kulturen, doch durch den Bürgerkrieg und die IS droht ihr Erbe für immer zu verschwinden. „Besonders schlimm steht es heute um den Ort Apameia, eine der bedeutendsten antiken Städte Syriens“, erklärt der Archäologe und Grabungsleiter Engelbert Winter von der Universität Münster. „Raubgrabungen haben das ganz Stadtgebiet zerstört. Satellitenbilder zeigen dies. Ob dort je wieder Forschung möglich ist, bleibt fraglich. Auch die jüngst wieder aufgenommenen Grabungen in Kyrrhos mussten wegen der aktuellen Lage eingestellt werden.“
Antike syrische Stadt in der Türkei
Doch zumindest einige einst syrische Orte liegen in der heutigen Türkei und sind daher der Bedrohung entgangen. In einer dieser Städte führen deutsche Archäologen Ausgrabungen durch – und haben dort nun neue Entdeckungen gemacht. „Die antike Stadt Doliche, die in römischer Zeit Teil der Provinz Syria war, liegt heute am Rande der türkischen Metropole Gaziantep“, erläutert Winter. „Die Stadt ist eine der wenigen Orte, an denen aktuell die syrische Stadtkultur aus hellenistisch-römischer Zeit noch untersucht werden kann.“
Die Grabungen der Forscher haben bereits einige wertvolle Funde zutage gefördert, darunter ein rätselhaftes Götterbild, hunderte von antiken Siegeln und Amuletten und die bisher älteste bekannte Darstellung des römischen Gottes Jupiter Dolichenus. Sie liefern wertvolle Informationen zur städtischen und religiösen Kultur im antiken nordsyrischen Binnenland.