Krank durch Abgase: An einem Wohnort in der Nähe von Autobahnen oder großen Straßen haben Kinder ein bis zu doppelt so hohes Risiko, an Leukämie zu erkranken. Ursache sind vermutlich krebserregende Stoffe in den Verkehrsabgasen, meinen Mediziner aus der Schweiz. Besonders stark bedroht sind die jüngsten unter den Kindern, warnen die Forscher, und schon wenige hundert Meter Distanz zur Straße können entscheidend sein.
Kinder erkranken vergleichsweise selten an Krebs, verglichen mit Erwachsenen. Dennoch gibt es in Deutschland jährlich über 1.500 Krebsfälle bei Kindern unter 15 Jahren. Die häufigste bei Kindern auftretende Krebsart ist Leukämie. Die Ursachen in diesem jungen Alter sind weitgehend unbekannt: Anders als bei Erwachsenen können sich Langzeit-Risikofaktoren wie etwa Rauchen noch nicht auswirken. Neben einer gewissen genetischen Veranlagung stehen bei den jungen Krebspatienten vor allem verschiedene Umweltfaktoren als Auslöser im Verdacht.
Leukämie durch Abgase je nach Wohnort
Einer dieser möglichen Faktoren ist die Luftverschmutzung durch Autoabgase: Sie enthalten Benzol und weitere als krebserregend bekannte Stoffe. Mediziner um Ben Spycher von der Universität Bern wollten darum überprüfen, ob Verkehrsabgase das Leukämierisiko bei Kindern erhöhen. Dazu verglichen die Wissenschaftler die Daten von über zwei Millionen Kindern aus den Volkszählungen der Schweiz von 1990 und 2000 mit Zahlen aus dem Schweizer Kinderkrebsregister von 1985 bis 2008. Dieses Register erfasst alle Krebsfälle bei Kindern unter 16 Jahren.
Die Wohnorte der Kinder waren in fast allen Fällen bekannt, so dass die Forscher auch die Nähe zu stark befahrenen Straßen mit einbeziehen konnten. Sie teilten die Wohnorte in verschiedene Distanzgruppen ein: weniger als 100 Meter, 100 bis 250 Meter, 250 bis 500 Meter und über 500 Meter von der nächsten Autobahn oder großen Straße entfernt. Dann verglichen die Forschenden die Leukämiehäufigkeit in den verschiedenen Distanzkategorien.