Heiße Vorlieben: Der bakterielle Krankheitserreger Legionella pneumophila vermehrt sich in Wasserleitungen selbst bei bis zu 60 Grad Celsius. Das ist deutlich heißer als bisher angenommen. Diese überraschende Erkenntnis bietet Forschern zufolge aber keinen Grund zu vermehrter Sorge. Allerdings könnte sich Legionellenbefall in Heißwassersystemen durch dieses Wissen zukünftig besser verhindern lassen.
Legionellen verursachen in Europa Schätzungen zufolge jedes Jahr etwa 100.000 Fälle von schweren Lungenentzündungen. Die Erreger, Bakterien der Art Legionella pneumophila, siedeln sich oft in Warm- und Heißwassersystemen an und vermehren sich dort. Über feine Wassertröpfchen aus Duschen und Klimaanlagen, aber auch den Scheibenwaschanlagen von Autos können sie so in die Lunge der Menschen gelangen. Die oft epidemieartig auftretende Legionellose kann in ihrer schwersten Form, der sogenannten „Legionärskrankheit“, sogar rasch bis zum Tod führen.
Wohlfühlen bei bis zu 60 Grad
Verständlicherweise ist der bereits seit 1976 bekannte Erreger intensiv untersucht. Ausbrüche von Legionellose lassen sich jedoch bis heute nicht effizient verhindern, auch wenn per Gesetz alle relevanten Heißwassersysteme in Deutschland regelmäßig auf Legionellenbefall überprüft werden müssen. „Um der Gefährdung durch Legionellen langfristig wirksam zu begegnen, ist ein fundiertes und detailliertes Verständnis der Ökologie dieser Bakterien in unseren Warmwassersystemen erforderlich“, sagt Manfred Höfle vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig.
Höfle und Kollegen untersuchten darum die Legionellen-Population im Trinkwasser auf dem gesamten Weg von den natürlichen Reservoiren in Stauseen über Wasserspeicher und Leitungen bis hin zum Wasserhahn. Dabei stellten sie mit molekularbiologischen Methoden fest: Im heißen Leitungswasser kommen deutlich mehr Legionellen vor als im kalten. „Es zeigte sich, dass die Legionellenzahlen bei 50 bis 60 Grad Celsius zunehmen“, sagt Koautorin Ingrid Brettar vom HZI.