Astronomie vor über 6.500 Jahren: Eine neu entdeckte Kreisgrabenanlage zur Himmelsbeobachtung ist der älteste Monumentalbau in Niedersachsen. Für die Menschen der Jungsteinzeit waren diese Beobachtungen wichtig für Ackerbau und Viehzucht. Archäologen zufolge deutet die Anlage darauf hin, dass diese Lebensweise zu Beginn des fünften Jahrtausends vor Christus schon weiter nach Norden vorgedrungen war, als bisher angenommen.
Wie die Menschen zu Beginn der Jungsteinzeit in der Region des heutigen Niedersachsen lebten, war bisher nur schemenhaft bekannt: Im Braunschweiger Land siedelten zwischen 4900 und 4300 vor Christus offenbar Angehörige der Stichbandkeramik-Kultur und betrieben bereits Ackerbau und Viehzucht. Nur wenige Kilometer nördlich davon lebten zu dieser Zeit noch Jäger und Sammler. Weitere Informationen waren bislang spärlich.
Tiefer Graben und Palisaden
Doch eine neue Fundstelle beim niedersächsischen Dorf Watenstedt im Landkreis Helmstedt ändert dies grundlegend: Archäologen um Immo Heske von der Universität Göttingen entdeckten hier auf einer Hügelkuppe eine Kreisgrabenanlage mit einem Durchmesser von über 50 Metern. Die Anlage vom Beginn des fünften Jahrtausends vor Christus ist der älteste Monumentalbau in Niedersachsen und gleichzeitig das nördlichste bekannte derartige Bauwerk der frühen Jungsteinzeit.
Auf die Spur der Anlage kamen die Forscher anhand von Luftbildern. Mit geomagnetischen Untersuchungen vor Ort erkundeten sie daraufhin ausgewählte Fundstellen und begannen mit der Ausgrabung. „Bei den Ausgrabungen trat ein über einen Meter tiefer Graben mit einer Breite von knapp zwei Metern zu Tage“, beschreibt Heske. „Dahinter konnten wir überraschenderweise zwei Palisadengräben nachweisen.“