Hoffnung für Stimmgeschädigte: Forschern ist es gelungen, funktionsfähige menschliche Stimmbänder im Labor zu züchten. Diese aus einzelnen Zellen erzeugten Gewebe sind genauso elastisch und stabil wie natürliche Stimmbänder. Noch wichtiger aber: Sie schwingen im Luftstrom und erzeugen die gleichen Laute. Solche Stimmbänder könnten künftig helfen, Menschen mit Stimmbandschäden ihre Stimme zurückzugeben, berichten die Forscher im Fachmagazin „Science Translational Medicine“.
Die Stimme ist eines unserer wichtigsten Methoden der Kommunikation: Mit ihr sprechen wir, vermitteln unsere Gefühle und verraten sogar einiges über uns und unsere Persönlichkeit. Damit das funktioniert, hat die Natur ein komplexes, fein abgestimmtes System entwickelt: „Unsere Stimmbänder bestehen aus einem speziellen Gewebe, das flexibel genug ist um zu schwingen, aber trotzdem stabil genug, um hunderte Male pro Sekunden gegeneinander zu schlagen“, erklärt Nathan Welham von der University of Wisconsin.
Wenn wir wegen einer Erkältung oder einer Überbeanspruchung der Stimme heiser sind, ist das nicht weiter dramatisch: Diese vorübergehende Reizung der Stimmbänder verheilt meist folgenlos. Anders ist dies, wenn Knötchen, Krebswucherungen oder eine andere Erkrankung die Stimmbänder dauerhaft beschädigen. Die daraus resultierende Stimmlosigkeit lässt sich meist nicht rückgängig machen. Helfen würde hier oft nur der Austausch des beschädigten Stimmbands durch ein Ersatzorgan.
Gerüst bringt Zellmasse in Form
Welham und seine Kollegen haben daher nach einer Methode gesucht, um neue Stimmbänder aus einzelnen Zellen des Stimmbandgewebes und der Stimmbandschleimhaut neu zu züchten. Sie entnahmen dafür Vorläuferzellen dieser beiden Gewebe aus Stimmbändern, die vier Patienten zuvor operativ entfernt werden mussten. Diese Zellen kultivierten sie auf einem dreidimensionalen Gerüst aus Kollagen, das von Nährlösung umspült wurde. Das Gerüst gab den Zellen damit die passende Stimmbandform vor.