Ungewöhnliche Verwandtschaft: Wir Menschen haben rund 70 Prozent unserer Gene mit einem am Meeresboden lebenden Wurm gemeinsam. Diese Verwandtschaft geht auf einen Vorfahren vor über einer halben Milliarde Jahren zurück, wie Wissenschaftler durch genetische Vergleiche herausgefunden haben. Die mit unseren wurmartigen Verwandten geteilten Gene liefern Hinweise über unsere eigene Evolution, zum Beispiel über die Entstehung unseres Rachens und der Schilddrüse, schreiben die Forscher im Fachmagazin „Nature“.
Vor rund 550 Millionen Jahren machte das Leben auf der Erde einen großen Sprung: Während der sogenannten kambrischen Explosion nahm die Artenvielfalt im Tierreich geradezu schlagartig zu. Die dabei entstandenen Tierarten zeigten völlig neue Körper-Baupläne und waren komplexer als je zuvor. In diese Zeit fallen die Ursprünge der sogenannten Deuterostomier oder Neumünder. Zu dieser weitgefassten Gruppe von Tieren gehören heute so verschiedene Arten wie Seesterne, Frösche und auch der Mensch.
Wurm-Erbgut füllt Wissenslücke
Wissenschaftler um Oleg Simakov vom Okinawa Institute of Science and Technology haben nach Informationen über den gemeinsamen Vorfahren aller Deuterostomier geforscht. Über Gemeinsamkeiten im Erbgut der heute so unterschiedlichen Tiere lassen sich Rückschlüsse auf diesen Millionen Jahre alten gemeinsamen.
Simakov und Kollegen konzentrierten sich auf zwei Arten von Eichelwürmern. Diese Meerestiere leben am Ozeanboden und filtern Nahrung aus dem Wasser. Die von den Forschern untersuchten Würmer stammen aus dem Pazifik vor Hawaii und aus dem Atlantischen Ozean. „Ihre Erbinformation ist nötig, um unsere Wissenslücke über die vorhandenen Gene beim gemeinsamen Vorfahren aller Deuterostomier zu füllen“, sagt Erstautor Simakov.