Salzstöcke sind offenbar durchlässiger als bisher gedacht: Geraten die Salzvorkommen unter Druck oder werden sie deformiert, dann bilden sich winzige Kanälchen im Salz, die Wasser und andere Stoffe durchlassen. Belege dafür fanden Forscher sowohl in Bohrlöchern als auch bei Laborversuchen. Das aber könnte bedeuten, dass diese Standorte als Endlager für Atommüll nicht geeignet sind, berichten sie im Fachmagazin „Science“.
Wohin mit dem Atommüll? Diese Frage treibt Regierungen und Kraftwerksbetreiber in vielen Ländern um. Denn bisher gibt es nirgendwo eine optimale Lösung für die dauerhafte Lagerung von hochradioaktiven Abfällen. Und schon jetzt haben viele ältere Behälter und Fässer mit Atommüll Schäden und Lecks. Auch aus den im Zwischenlager Gorleben überirdisch gelagerten Castoren tritt Strahlung aus.
Auf der Suche nach einem Atommüll-Endlager gelten bisher vor allem Salzstöcke, Granit und Ton als vielversprechende geologische Formationen. Denn diese sind gegenüber Grundwasser und anderen Flüssigkeiten undurchlässig – meistens jedenfalls. Solange es keine tektonischen Verwerfungen oder Risse im Gestein gibt, sollen sie verhindern können, dass radioaktives Material austritt. Auch der Salzstock von Gorleben war daher lange auf der Auswahlliste für einen Endlager-Standort.
Öl und Sole im Bohrloch
Doch Soheil Ghanbarzadeh und seine Kollegen von der University of Texas in Austin haben nun neue Erkenntnisse zum Salzverhalten gewonnen, die eine Eignung von Salzstöcken als Endlager in Frage stellt. Die ersten Indizien lieferte eine Untersuchung der Erdöl- und Salzlaugenverteilung in 48 Bohrlöchern, die der Ölkonzern Statoil im Golf von Mexiko gebohrt hatte.