Zoologie

Katzen kamen aus Europa nach Australien

Wildlebende australische Katzen sind Nachfahren europäischer "Schädlingsbekämpfer"

Von europäischen Siedlern nach Australien eingeschleppte Hauskatzen sind mittlerweile ein Problem für die ursprüngliche australische Tierwelt. © Katrin Koch

Katzenkolonie auf der Südhalbkugel: Die ersten Katzen in Australien kamen erst zusammen mit Siedlern aus Europa auf den Südkontinent. Dies hat ein internationales Forscherteam anhand von DNA-Untersuchungen an wildlebenden australischen Katzen nachgewiesen. Die als ursprünglich als Schädlingsbekämpfer mitgebrachten Katzen zählen heute zu den größten Bedrohungen der australischen Artenvielfalt.

In Australien gibt es etwa 30 Millionen wildlebende Katzen. Dabei handelt es sich nicht um Wildkatzen, sondern um ausgewilderte Nachkommen ehemaliger Hauskatzen. Diese gab es jedoch nicht immer auf dem südlichen Kontinent: „Früher war Australien ‚katzenfrei‘. Es gab dort über tausende von Jahren beinahe keine bodenlebenden Raubtiere“, erklärt Katrin Koch vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt und ergänzt: „Dann wurde die Katze vom Menschen auf den australischen Kontinent eingeschleppt.“

Eingeschleppte Arten bedrohen heimische Tierwelt

Für das Ökosystem in Australien sind solche eingeschleppten Tiere ein Problem: Auf dem Speiseplan der Katzen stehen kleine Säugetiere, Vögel und Reptilien. Verschiedenen Studien zufolge sind Katzen mitverantwortlich für das Aussterben von 27 einheimischen Säugetierarten in Australien, und mehr als 100 weitere Tierarten sind aktuell von ihnen bedroht.

„Der Zeitpunkt der Einschleppung hilft, die Auswirkung einer invasiven Art auf die heimische Fauna zu verstehen“, so Koch. Doch wann und wie genau die Katzen nach Australien kamen, war bisher unbekannt. Eine Theorie besagt, dass die Tiere mit den Segelschiffen europäischer Siedler im späten 18. Jahrhundert nach Australien gelangten. Eine andere geht davon aus, dass die Katzen um das Jahr 1650 im Gepäck von malaysischen Seegurken-Fischern von Asien aus nach Australien kamen.

Schädlingsbekämpfer auf Schiffsreise

Das Wissenschaftler-Team um Koch hat nun mit genetischen Methoden an 266 wildlebenden Katzen aus sechs Festland- und sieben Inselregionen untersucht, welche dieser Theorien zutrifft. Die Forscher konzentrierten sich dabei auf mitochondriale DNA und kurze, sich wiederholende DNA-Abschnitte, sogenannte Mikrosatelliten-DNA. Dieses Erbmaterial verglichen sie mit Proben von wildlebenden Katzen aus Europa und Asien.

Aufgrund der genetischen Ergebnisse kommen die Forscher zu dem Schluss, dass europäische Siedler die Katzen zuerst einführten. Vermutlich nahmen sie die Tiere als Schädlingsbekämpfer mit auf die Reise zum fernen Kontinent auf der Südhalbkugel: Katzen waren beliebte Haustiere, um auf Schiffen und auch den ersten Siedlungen Ratten und andere Nagetiere unter Kontrolle zu halten. Von dort breiteten sie sich über große Flächen aus, da sie im australischen Ökosystem keine nennenswerte Konkurrenz vorfanden.

Katzen sind ein finanzielles Problem

Doch die asiatischen Fischer sind mit dieser Erkenntnis nicht völlig entlastet: Auch aus Südost-Asien kamen Katzen nach Australien. Diese konnten sich allerdings nicht so erfolgreich durchsetzen wie ihre europäischen Artgenossen: „Wir haben zwar Belege für eine Einschleppung aus dem asiatischen Raum, diese Populationen konnten sich aber nicht über einen längeren Zeitraum und größere Gebiete in Australien ausbreiten“, erklärt Studienleiter Klaus Schwenk von der Universität Koblenz-Landau. Erstautorin Koch fasst zusammen: „Wir können nun gezielt die Aussterbeereignisse heimischer Tierarten in Australien mit dem Auftreten der eingeführten Katzen in Verbindung setzen.“

Heute sind die Katzen für die australischen Behörden auch ein finanzielles Problem: Etwa 720 Millionen australische Dollar werden jährlich zur Bekämpfung von tierischen Schädlingen ausgegeben. Auch Wiederansiedlungsprogramme von bedrohten Tierarten scheitern häufig durch die Anwesenheit der wilden Katzen. (BMC EvolutionaryBiology, 2015; doi: 10.1186/s12862-015-0542-7)

(Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung / Springer Natur, 07.12.2015 – AKR)

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