Unser freier Wille reicht weiter als bisher angenommen: Selbst wenn unser Unbewusstes schon eine Entscheidung gefällt hat, können wir sie noch umstoßen, wie ein Experiment nun belegt. Unser Bewusstsein hat demnach doch noch ein Vetorecht und wird nicht einfach von unbewussten Prozessen ferngesteuert, wie es einige Studien andeuteten. Allerdings: Es gibt trotzdem einen Punkt, ab dem es kein Zurück mehr gibt, wie die Forscher herausfanden.
Wie frei sind wir in unseren Entscheidungen? Werden wir von unserm Gehirn bloß ferngesteuert? Diese Frage beschäftigt Hirnforscher, Psychologen und Philosophen schon seit den 1980er Jahren. Denn damals zeigte ein Experiment, dass unser Gehirn Entscheidungen vorwegnimmt: Noch bevor wir uns bewusst sind, wie unsere Wahl ausfallen wird, aktiviert das Gehirn Schaltkreise für eine der beiden Möglichkeiten – dies ist an Messungen der Hinströme ablesbar.
Wie aber kann es sein, dass unser Gehirn schon vorab weiß, wie wir uns entscheiden werden – bevor es bewusst passiert? Der Nachweis dieser Hirnreaktion gilt seither als Argument dafür, dass der freie Wille eine Illusion ist. Denn offenbar werden unsere Entscheidungen durch unbewusste Hirnmechanismen erzeugt und nicht durch unser bewusstes Ich gesteuert – oder doch nicht?
Wer ist am Steuer: das Ich oder das Unbewusste?
John-Dylan Haynes vom Bernstein Center for Computational Neuroscience der Charité in Berlin und seine Kollegen haben diese Frage nun neu aufgerollt. „Unser Ziel war herauszufinden, ob mit dem Auftreten der frühen Hirnwellen eine Entscheidung automatisch und unkontrollierbar erfolgt, oder ob sich der Proband noch umentscheiden kann, also ein Veto ausüben „, erklärt Haynes.