Auf die Menge kommt es an: Je mehr Freunde wir als Jugendliche und im Alter haben, desto gesünder sind wir. Ein großer Freundeskreis wirkt sogar genauso effektiv gegen Übergewicht, Entzündungen und Bluthochdruck wie gesunde Ernährung oder ausreichend Bewegung, wie US-Forscher im Fachmagazin “ Proceedings of the National Academy of Sciences“ berichten. In der Lebensmitte spielt dagegen eher die Qualität der Beziehung eine Rolle.
Wie wichtig Freundschaften und andere soziale Kontakte sind, zeigt sich vor allem dann, wenn sie fehlen: Einsame Menschen schlafen schlechter, der Stress der sozialen Isolation schwächt ihre Immunabwehr und lässt sie vorzeitig altern. Auch das Risiko, früher zu sterben steigt bei einsamen Menschen, wie Studien nahelegen.
Die „Dosis“ ist entscheidend
Yang Claire Yang von der University of North Carolina in Chapel Hill und ihre Kollegen haben nun genauer untersucht, wie sich Freundschaften und das Netz sozialer Beziehungen in verschiedenen Lebensstadien von der Pubertät bis ins hohe Alter auswirken. Dafür werteten sie Daten von vier US-Langzeitstudien aus, die neben Gesundheitsdaten auch Informationen zur sozialen Integration, der Unterstützung durch andere und zum sozialen Stress der Teilnehmer erfasst hatten.
Das überraschende Ergebnis: Offenbar ist nicht nur wichtig, dass jemand überhaupt soziale Bindungen hat, auch die Menge spielt eine wichtige Rolle – vor allem in der Jugend. Je mehr Freunde ein Mensch als Teenager hat und je besser er sozial integriert ist, desto geringer ist das Risiko, dass gesundheitsschädliche Effekte auftreten. „Es gibt dabei eine Dosis-abhängige Beziehung sowohl in der Jugend als auch im Alter“, so Yang und ihre Kollegen.
Jugend und Alter
Ein großer Freundeskreis kann beispielsweise das Risiko für Übergewicht um die Hälfte reduzieren, umgekehrt fördert die soziale Isolation als Teenager das Risiko für Entzündungen genauso stark wie mangelnde Bewegung. Im Alter erhöht Einsamkeit das Risiko für Bluthochdruck sogar noch stärker als bekannte Risikofaktoren wie Diabetes, wie die Forscher berichten.
„Der Zusammenhang zwischen Gesundheit und dem Grad der Integration in große soziale Netzwerke ist am stärksten zu Beginn und am Ende des Lebens“, sagt Yangs Kollegin Kathleen Mullan Harris. In der Lebensmitte komme es dagegen eher auf die Qualität als auch die Quantität der Beziehungen an. In dieser Lebensphase ist wichtiger, welche Unterstützung oder aber welcher Stress durch die vorhandenen Beziehungen verursacht werden.
Genauso wichtig wie Ernährung und Sport
„Basierend auf diesen Ergebnissen ist es enorm wichtig, Jugendliche und junge Erwachsene dazu zu ermutigen, viele soziale Beziehungen einzugehen und ihre sozialen Fähigkeiten im Umgang mit anderen zu erweitern“, sagt Harris. „Das ist genauso wichtig wie die gesunde Ernährung und genügend Bewegung.“
Denn welche und wie viele sozialen Erfahrungen wir in der Jugend machen, prägt nicht nur unsere Psyche, sondern auch unsere Gesundheit für den Rest unseres Lebens. „Wird bei einer drohenden sozialen Isolation rechtzeitig gegengesteuert, dann kann dies eine Entwicklung hin zu chronischen Erkrankungen verhindern oder verzögern und die gesundheitlichen Belastungen später im Leben deutlich reduzieren“, so Yang und ihre Kollegen. (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2016; doi: 10.1073/pnas.1511085112)
(University of North Carolina at Chapel Hill, 06.01.2016 – NPO)