Archäologie

Altägyptische Totenbarke im Wüstensand entdeckt

4.500 Jahre altes Schiff ist ungewöhnlich gut erhalten

Blick auf den Fundort der altägyptischen Totenbarke in Abusir © L. Jirásková/ Tschechisches Institut für Ägyptologie

Eine echte Rarität: Archäologen haben in der altägyptischen Totenstadt Abusir eine 4.500 Jahre alte Totenbarke entdeckt. Unter dem Wüstensand begraben blieb das 18 Meter lange Schiff ungewöhnlich gut konserviert. Das Spannende daran: Typischerweise wurden solche Barken damals nur königlichen Toten als Grabbeigabe mitgegeben. Wem diese Totenbarke gehörte, bleibt aber vorerst rätselhaft.

Das unweit von Kairo gelegenen Abusir war zur Zeit des alten Reichs eine der wichtigsten Totenstädte der ägyptischen Eliten. 14 Pyramiden markieren die Grabstätten von Angehörigen der fünften Dynastie, außerdem existieren zahlreiche Gräber von höheren Würdenträgern und Priestern. In einem Teil der Nekropole haben Archäologen zudem die Überreste einiger Mastabas ausgegraben – rechteckigen Steinbauten mit schrägen Wänden, die als die Vorläufer der Pyramiden gelten.

Im Süden Abusirs haben nun Archäologen der Karls-Universität Prag einen außergewöhnlichen Fund gemacht: Vergraben im Wüstensand entdeckten sie eine 4.550 Jahre alte Barke. Das 18 Meter lange Schiff muss demnach aus der Zeit des alten Reichs stammen, wie die Forscher berichten. Wahrscheinlich wurde sie am Ende der 3. Dynastie oder dem Anfang der 4. Dynastie erbaut.

Einzigartiger Einblick in den ägyptischen Bootsbau

Das altägyptische Schiff ist trotz seines hohen Alters ungewöhnlich gut erhalten: Die Holzplanken sind intakt, ebenso die Holznieten, die sie zusammenhielten. Sogar die aus Pflanzenfasern bestehende Abdichtung der Planken hat vom Wüstensand geschützt die Jahrtausende überdauert, wie Grabungsleiter Miroslav Bárta berichtet.

Die Holzplanken im Schiffsrumpf sind noch gut erhalten - hier während der Ausgrabung. © V. Dulíková / Tschechisches Institut für Ägyptologie

Damit ist dieser Fund eine echte Besonderheit. Denn die meisten bisher gefundenen Schiffe aus dem alten Ägypten sind sehr schlecht erhalten oder unvollständig. Dadurch ist bisher nur wenig über die Techniken und Bauweise dieser Barken bekannt. Die neuentdeckte Barke bietet nun den Archäologen eine einzigartige Chance, die Methoden der altägyptischen Bootsbauer genauer zu studieren.

Grabbeigabe für einen Toten

Die Entdeckung der Barke ist aber noch aus einem anderen Grund bedeutsam: Die Forscher nehmen an, dass sie damals als Grabbeigabe für einen königlichen Toten im Sand begraben wurde. „Schiffe einer solchen Größe und Konstruktion waren während des Alten Reichs nur für die Spitzen der Gesellschaft, üblicherweise nur für Angehörige der königlichen Familie reserviert“, erklärt Bárta.

Archäologen haben die Gruben solcher Totenbarken schon neben einigen Pyramiden altägyptischer Pharaonen gefunden – meist waren die Schiffe selbst allerdings längst zerfallen. Nur zwei Totenbarken haben zumindest zum Teil überdauert und werden zurzeit rekonstruiert. Eine gut erhaltene Totenbarke aus dieser frühen Zeit zu entdecken, ist daher eine Rarität. „Das ist ein bemerkenswerter Fund“, sagt Bárta.

Totenbarke eines Königs?

Aber wem könnte die Totenbarke einst gehört haben? Seltsamerweise wurde bisher in unmittelbarer Nachbarschaft des Schiffs kein Grab eines Pharaos gefunden. Allerdings haben die Archäologen im Jahr 2009 ganz in der Nähe eine ungewöhnlich große Mastaba entdeckt. Das mehr als 50 Meter lange, knapp 25 Meter breite Bauwerk spricht für die hohe Stellung des vor rund 4.500 Jahren dort Bestatteten – doch von diesem fehlt bisher jede Spur und alle Inschriften sind verwittert.

Ob die Totenbarke möglicherweise dem Besitzer dieser Mastaba gehörte, ist daher unklar. Ebenso, wer der Tote sein könnte, dem zu Ehren dieses Grabmal vor rund 4.500 Jahren errichtet wurde. Zwar wurde in einer der unterirdischen Kammern der Mastaba ein Steingefäß mit dem Namen des Pharao Huni gefunden, dem letzten König der 3. Dynastie. Aber weil in unmittelbarer Nähe keine weiteren Pyramiden oder sonstigen königlichen Bauten gefunden wurden, glauben die Archäologen nicht, dass die Totenbarke ihm gehörte.

Sie halten es stattdessen eher für wahrscheinlich, dass Mastaba und Barke für einen Angehörigen der Elite mit enger Beziehung zum regierenden Pharao errichtet wurden. Aber: „Wo es ein Boot gibt, könnten auch noch mehrere vorhanden sein“, meint Bárta. Er und seine Kollegen werden daher in der nächsten Grabungssaison nach weiteren Funden und Hinweisen suchen.

(Karls-Universität Prag, 03.02.2016 – NPO)

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