Von wegen objektive Wahrnehmung: Selbst etwas so Fundamentales wie Ekel wird durch unsere sozialen Einstellungen manipuliert, wie ein Experiment nun belegt. Ein nach Schweiß stinkendes T-Shirt empfinden wir demnach als besonders eklig, wenn es von einem vermeintlich Fremden stammt. Stammt es dagegen vermeintlich von einem Angehörigen unserer eigenen sozialen Gruppe, erscheint uns der Geruch weniger schlimm – selbst wenn es objektiv exakt genauso riecht.
Ob nun ein schleimiger Wurm, ein fieses Kratzgeräusch oder der miefig-schweißige Geruch eines ungewaschenen Menschen: Unwillkürlich reagieren wir auf solche Eindrücke mit Ekel. In vielen Situationen ist dieses tief in unserer Biologie verankerte Gefühl durchaus nützlich, verhindert es doch, dass wir potenziell infektiöse oder giftige Dinge anfassen oder sogar essen. Andererseits scheinen aber auch soziale Faktoren und sogar die politische Einstellung unser Ekelgefühl zu beeinflussen.
Stephen Reicher von der University of St. Andrews in Schottland und seine Kollegen haben nun eine weitere Schnittstelle von Ekel und Sozialverhalten näher untersucht. Sie wollten wissen, wie stark unser Ekelgefühl davon beeinflusst wird, ob jemand oder ein Objekt „dazugehört“ oder von einem Fremden stammt. „Ekel spielt eine durchaus signifikante Rolle darin, Gruppen voneinander zu trennen, vor allem von solchen Fremden, die wie wir glauben und anstecken könnten“, erklären die Forscher.
Die manipulative Macht des Uni-Logos
Zuvor waren sie im Gespräch darauf eingestimmt worden, sich selbst in erster Linie als Studentin zu sehen oder aber als Vertreterin ihrer Universität. Nach dem Riechen sollten sie einen Fragebogen ausfüllen, in dem sie neben dem Grad ihres Ekels auch angeben sollten, wie verbunden sie sich mit dem – ihnen unbekannten – Träger des T-Shirts fühlten.