Heilkraft der Natur: Blaubeeren könnten helfen, Gedächtnisprobleme bei beginnender Demenz zu lindern. Darauf deuten zwei Pilotstudien mit älteren Menschen hin. Die tägliche Einnahme von Blaubeerpulver führte bei ihnen zu messbaren Verbesserungen von Gedächtnis und geistigen Leistungen, in der Placebogruppe war dies nicht der Fall. Grund für die Wirkung könnten die in den Beeren enthaltenen Anthocyane sein, wie US-Forscher berichten.
Mehr als 26 Millionen Menschen leiden weltweit an Alzheimer – und ihre Zahl nimmt zu. Bisher ist diese Demenzerkrankung nicht heilbar und auch ihre Entstehung ist ein komplexes Gefüge aus Veranlagung, Risikofaktoren wie Stress und ungesunde Lebensweise und noch unbekannten Faktoren. In den letzten Jahren mehren sich aber die Hinweise darauf, dass eine spezielle Ernährung zumindest den geistigen Abbau und damit die Alzheimersymptome verzögern und abmildern könnte.
Blaubeeren versus Placebo
Robert Krikorian von der University of Cincinnati und seine Kollegen könnten nun ein weiteres Nahrungsmittel entdeckt haben, das die Alzheimersymptome zumindest lindert: Blaubeeren. Dieses heimische „Superfood“ enthält besonders viele Antioxidantien und erwies sich bereits als risikosenkend für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Jetzt deuten Studien darauf hin, dass auch das Gehirn von den Blaubeeren profitieren könnte.
Für ihre Studie verabreichten die Forscher 47 über 68-Jähhrigen mit ersten Gedächtnisausfällen täglich etwa eine große Handvoll Blaubeeren in Form eines Pulvers aus den gefriergetrockneten Beeren. Eine zweite Gruppe erhielt stattdessen ein ähnlich aussehendes Placebo-Pulver. Zu Beginn und nach 16 Wochen absolvierten alle Probanden Tests ihres Gedächtnisses und ihrer geistigen Leistungen.
Klare Besserung des Gedächtnisses
Das Ergebnis: „Diejenigen, die die Blaubeeren bekommen hatten zeigten eine klare Besserung bei den geistigen Leistungen und der Hirnfunktion gegenüber den Placebo-Empfängern“, berichtet Krikorian. „Die Blaubeer-Gruppe demonstrierte ein verbessertes Gedächtnis und einen besseren Zugang zu Wörtern und abstrakten Konzepten.“ Hirnscans mittels funktioneller Magnetresonanz-Tomografie (fMRT) zeigten zudem eine stärkere Hirnaktivität bei den Blaubeer-Teilnehmern.
Nach Ansicht der Forscher könnte dieser positive Effekt auf die Wirkung der Anthocyane zurückgehen. Dieses im blauen Pflanzenfarbstoff enthaltene Antioxidans hat in früheren Studien bereits eine hirnschützende Wirkung bei Parkinsonpatienten und bei Tieren mit Alzheimerähnlichen Erkrankungen gezeigt.
„Unsere Ergebnisse bestätigen diese vorhergehenden Studien und stützen die Annahme, dass Blaubeeren eine positive Wirkung auf das Gedächtnis und die geistigen Leistungen bei zumindest einigen älteren Menschen haben kann“, so Krikorian.
Wirkung erst bei schon vorhandenen Defiziten?
Allerdings: Eine weitere Studie mit gut 90 Senioren ohne beginnende Gedächtnisausfälle ergab keine so eindeutige Wirkung der Beeren. Es gab zwar leichte Verbesserungen bei den allgemeinen geistigen Leistungen, nicht aber beim Gedächtnis. Auch die fMRT-Aufnahmen zeigten weniger Unterschiede zur Placebogruppe als bei den Senioren mit bereits beginnenden Gedächtnisproblemen.
Die Forscher schließen daraus, dass die Blaubeer-Inhaltsstoffe vor allem dann positive Effekte zeigen, wenn es bereits geistige Ausfälle gibt. Bei Menschen, die noch keine Demenzsymptome zeigen, könnte die Wirkung dagegen weniger ausgeprägt sein – oder schlicht weniger leicht nachweisbar. Ob das wirklich so ist, wollen Krikorian und seine Kollegen nun in einer Studie mit jüngeren Probanden überprüfen. (American Chemical Society 251st National Meeting & Exposition)
(American Chemical Society, 14.03.2016 – NPO)