2.000 Mal dünner als ein menschliches Haar: Forscher haben erstmals eine optische Linse erzeugt, die nur gut sechs Nanometer dick ist. Sie ist damit die dünnste Linse der Welt. Die aus einem Molybdän-Disulfid-Kristall bestehende Linse besitzt einen sehr hohen Brechungsindex und übertrifft dadurch in ihrer optischen Wirkung selbst deutlich dickere Linsen aus Nanogold, wie die Wissenschaftler berichten.
Wie gut ein Material Licht bricht und auf welche Wellenlängen es wirkt, hängt von seiner Kristallstruktur ab. So gibt es inzwischen Metamaterialien, die Licht sogar kurzzeitig stoppen können. Gerade für Hightech-Komponenten sind dagegen sogenannte chalkogenide Gläser beliebt. Sie bestehen aus chemischen Verbindungen, die ja nach Zustand ihre optischen und elektrischen Eigenschaften verändern können.
Blättriger Kristall als Ausgangsmaterial
Yuerui Lu von der Australian National University in Canberra und seine Kollegen haben nun eine kristalline Verbindung aus der Klasse der Chalkogenide genutzt, um daraus ihre ultradünne Linse zu erzeugen: Molybdän-Disulfid. „Molybdän-Disulfid ist ein erstaunlicher Kristall, er übersteht selbst hohe Temperaturen, ist ein Schmiermittel, ein guter Halbleiter und kann sogar Photonen emittieren“, erklärt Lu.
Ein weiterer Vorteil: Molybdän-Disulfid besitzt ähnlich wie Graphit eine Kristallstruktur, bei der die einzelnen Atomlagen nur lose miteinander verbunden sind. Mit einem Klebeband lassen sich daher extrem dünne Schichten abziehen. Auf diese Weise erzeugten die Forscher eine 6,3 Nanometer dünne und nur neun Atomlagen umfassende Schicht des Molybdän-Disulfids.