Politiker-Reden im Grammatik-Test: Die Kandidaten im US-Vorwahlkampf glänzen nicht gerade durch elaborierte Grammatik oder ein abwechslungsreiches Vokabular – eher im Gegenteil. Hilary Clinton, Ted Cruz und Bernie Sanders erreichen sprachlich nur Mittelstufen-Niveau. Donald Trumps Reden entsprechen sprachlich sogar nur denen eines Fünftklässlers, wie US-Forscher ermittelt haben.
Die Grammatik ist uns fast schon in die Wiege gelegt: Intuitiv verstehen Babys die Grundregeln und den Satzbau ihrer Muttersprache. Bis sie dann allerdings auch komplexere Sätze und Zusammenhänge verstehen, dauert es noch einige Jahre – und einiges an Training. Denn das Gehirn ist erst bei Jugendlichen so weit gereift, dass auch komplexere Konstruktionen verstanden werden.
Wie hoch ist das Sprach-Niveau der Wahlkampfreden?
Dass selbst Erwachsene keineswegs immer auf adultem Niveau kommunizieren, belegt nun eine Studie von Maxine Eskenazi und Elliot Schumacher von der Carnegie Mellon University. Sie haben untersucht, welches Niveau Grammatik und Vokabular der Politiker im US-Wahlkampf zeigen. Dafür glichen sie deren Reden im Laufe des Vorwahlkampfs mit typischen Leistungen von Schülern verschiedener Altersstufen ab.
Das Ergebnis: In ihren Reden kommen die US-Politiker kaum über das Niveau der sechsten bis achten Klasse hinaus, so die Forscher. Hilary Clinton, Ted Cruz, Bernie Sanders und Marco Rubio liegen demnach bei der Grammatik alle etwa auf der Stufe eines Siebtklässlers. In der Vielfalt der genutzten Vokabeln liegen Clinton und Sanders vor den anderen. Der in den Reden von Sanders verwendete Wortschatz entspricht immerhin dem eines Zehntklässlers.
Trump hinkt sprachlich hinterher
Einer allerdings ist sprachlich eher abgeschlagen: Donald Trump. Seine einfach gestrickten Wahlkampfs-Slogans glänzen auch nicht gerade durch eine abwechslungsreiche oder fortgeschrittene Sprache. Wie die Forscher feststellten, liegt die Grammatik des republikanischen Kandidaten nur auf dem Niveau eines Fünftklässlers, seine Vokabeln entsprechen dem von Siebtklässlern.
Trump hinkt damit den anderen Kandidaten um durchschnittlich zwei Klassenstufen hinterher – zumindest was die Sprache in seinen Wahlkampfreden angeht. Er liegt damit etwa auf dem Niveau von George W. Bush, der ebenfalls nicht gerade für intellektuelle Höhenflüge bekannt ist, wie die Forscher berichten.
Und noch etwas stellten Eskenazi und Schumacher fest: Wie stark die Kandidaten die Grammatik ihrer Reden variieren, ist individuell verschieden. „Donald Trump sticht hervor, weil er die Struktur seiner Reden am stärksten verändert“, sagt Schumacher. Auch Hilary Clinton passt ihre Sprache stark an den jeweiligen Anlass und die Zielgruppe an. „Marco Rubio hat dagegen das geringste Maß an Variation.“
(Carnegie Mellon University, 21.03.2016 – NPO)