
Der Anglerfisch Lasiognathus dinema besitzt eine ungewöhnlich lange Angel. © Theodore W. Pietsch/ University of Washington
Sehr viel tiefer im Meer lebt dagegen der im Golf von Mexiko neu entdeckte Anglerfisch Lasiognathus dinema. Der rund fünf Zentimeter lange Fisch wurde durch Zufall bei einer Studie zum Wasserzustand nach der Ölkatastrophe der Deepwater Horizon entdeckt. Ungewöhnlich an ihm ist die besonders lange Angel, die als Köder für Beute dient.
Riesenschildkröte und Riesen-Sonnentau
Die Riesenschildkröten der Galapagos-Inseln sind ebenso berühmt wie gefährdet. Erst im letzten Jahr jedoch entdeckten Biologen, dass einige der Tiere auf dem Ostteil der Santa Cruz-Insel keine bloße Variante sind, sondern eine eigene Art bilden. Nur 250 Tiere gehören zu Chelonoidis donfaustoi, was diese urtümlichen Riesen noch seltener und einzigartiger macht.
Nicht durch eine Expedition, sondern auf Facebook haben Biologen eine neue Art fleischfressender Pflanzen entdeckt, den nur auf einem Berg in Brasilien vorkommenden Sonnentau Drosera magnifica: Ein Orchideensammler veröffentlichte Fotos dieser Pflanze im sozialen Netz, wodurch Botaniker aufmerksam wurden. Wie sich herausstellte, handelte es sich nicht nur um eine neue Art, mit bis zu 1,50 Metern Größe ist es sogar der größte fleischfressende Sonnentau der Neuen Welt.
Den Baum vor lauter Wald haben Biologen lange Zeit in Gabun übersehen: Nur wenige Meter abseits der Hauptstraße in einem Nationalpark steht dort der neuentdeckte Flaschenbaum Sirdavidia solannona. Dieser entfernt mit den Magnolien verwandte, sechs Meter hohe Baum ähnelt in seine Blüten verblüffend denen einiger Nachtschattengewächse, deren Samen durch vibrierende Bewegungen von Bienen verbreitet werden.

Die blinde Assel Iuiuniscus iuiuensis baut sich Schutzhöhlen aus Schlamm. © Souza, Ferreira und Senna
Bauende Asseln und Käfer in Pflanzenpfützen
Skurril ist auch ein Fund, den Biologen in einer Höhle in Brasilien machten: Dort lebt die blinde, farblose Asselart Iuiuniscus iuiuensis, die große Begabung als Architekt zeigt: Die knapp einen Zentimeter kleinen Krebstiere errichten sich Schutzhöhlen aus Schlamm – ein Verhalten, das von keiner anderen Asselart bekannt ist. Die Höhlen sollen die Tiere nach ihrer Häutung vor Fressfeinden schützen, denn dann ist ihr Panzer noch weich und angreifbar.
Unter den Top Ten 2016 sind auch zwei neue Insektenarten. Eine ist die Kleinlibelle Umma gumma – stellvertretend für die rund 60 neuen Spezies dieser Gruppe allein im letzten Jahr. Die grünlich irisierende Libelle lebt in Feuchtgebieten von Gabun in Afrika und erhielt ihren Namen nach einem Song der Gruppe Pink Floyd.
Durch seinen ungewöhnlichen Lebensraum glänzt dagegen der Käfer Phytotelmatrichis osopaddington: Der winzige Federflügler wurde in den Wasserpfützen entdeckt, die sich in den zusammengerollten Blättern einer tropischen Bromelie sammelten. Wovon sie sich ernähren, ist bisher unbekannt.
Homo naledi und ein spanischer Affe
In die Vergangenheit führen zwei weitere Entdeckungen unter den Top Ten des Jahres: Die erste ist der rätselhafte Homo naledi, ein Frühmensch, von dem 15 Skelette im September 2015 in einer Höhle in Südafrika entdeckt wurden. Weil er eine verblüffende Mischung moderner und primitiver Merkmale aufweist, ist seine Position im Menschenstammbaum noch immer unklar.
Überraschend ist auch der Fund einer bisher unbekannten Affenart in Spanien. Pliobates cataloniae lebte bis vor rund 11,6 Millionen Jahren und ist einer der engsten frühen Verwandten der heutigen Menschenaffen, Gibbons und Menschen. Mit einem Körpergewicht von vier bis fünf Kilogramm und einer Größe von rund 43 Zentimetern war das in einer Deponie in Katalonien entdeckte Fossil eher schmächtiger Statur, doch ihre Merkmale liefern wertvolle Informationen über die Vorfahren der Menschenaffen und Menschen.
Mehr zu den Top Ten 2016 der neuentdeckten Arten auf der ESF-Website.
(SUNY College of Environmental Science and Forestry, 23.05.2016 – NPO)
23. Mai 2016