Arktischer Teufelskreis: Im letzten Sommer wanderte der atmosphärische Jetstream über Grönland so weit nach Norden wie nie zuvor – und löste dort eine Rekordschmelze aus, wie Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“ berichten. Das Fatale daran: Die Erwärmung der Arktis fördert solche Verschiebungen des Jetstreams und die wiederum heizen die Arktis auf – ein echter Teufelskreis.
In der Arktis steigen die Temperaturen durch den Klimawandel stärker als irgendwo sonst auf dem Globus. Das aber hat Folgen für das gesamte Klimasystem: Wenn das Temperaturgefälle zwischen kalten Polen und warmem Äquator geringer wird, schwächt sich der Jetstream ab – eine erdumspannende Luftströmung, die für das Wetter der Nordhalbkugel entscheidend ist. Denn seine Schwingungen, die sogenannten Rossby-Wellen, kontrollieren unsere Tief- und Hochdruckgebiete.
Wird der Jetstream durch den Klimawandel langsamer und schwächer, dann beginnt er stärker zu pendeln. Die größere Amplitude der Rossby-Wellen bringt dann warme Luft aus dem Süden sehr viel weiter in den Norden als normal. Bei uns in Europa sind Hitzewellen wie zuletzt im Sommer 2015 die Folge.
Schwung nach Norden
Einen echten Teufelskreis im Bezug auf Jetstream und Klima haben nun Marco Tedesco von der Columbia University in New York und seine Kollegen in Grönland aufgedeckt. Dort erlebte der bisher noch halbwegs stabile Norden im Sommer 2015 eine Rekordschmelze. Als Folge taute nicht nur das Meereis, auch die Gletscher produzierten mehr Schmelzwasser als je zuvor, wie die Forscher berichten.