Autoimmunkrankheit gestoppt: Mit einer radikalen Methode haben Forscher Patienten von der Multiplen Sklerose geheilt. Dafür allerdings musste – ähnlich wie bei einer Leukämie – das gesamte Immunsystem zerstört und dann durch das eigene Knochenmark wiederaufgebaut werden. Der Erfolg aber war durchschlagend: Hinterher trat bei keinem einzigen Patienten ein neuer Schub oder Entzündungsherd auf, wie die Forscher im Fachmagazin „The Lancet“ berichten.
Mehr als zwei Millionen Menschen weltweit leiden an der Multiplen Sklerose (MS). Bei dieser Autoimmunkrankheit greifen Immunzellen die Myelin-Hülle der Nerven an und lösen Entzündungen im Gehirn und Rückenmark aus. Die Folge sind fortschreitende Muskelschwäche, Lähmungen und Empfindungsstörungen. Bisher lässt sich MS nicht heilen, auch wenn erste Versuche einer Stammzelltherapie bei Mäusen vielversprechend sind.
Immunabwehr zerstört
Harold Atkins von der University of Ottawa und seine Kollegen haben nun eine ganz andere Therapie in einer ersten klinischen Studie getestet: den kompletten Austausch des Immunsystems. Für diese Therapie erhalten die Patienten zunächst ein Mittel, das die blutbildenden Stammzellen dazu bringt, aus ihrem Knochenmark ins Blut überzugehen. Über eine Blutabnahme werden sie isoliert und eingefroren.
Dann wird das Immunsystem des Patienten durch aggressive Chemotherapeutika komplett zerstört. Damit gehen auch die Informationen und Zellen verloren, die zum fehlgeleiteten Angriff auf das eigene Nervensystem führen. Die Patienten sind nun vorübergehend völlig gegen Infektionen ungeschützt und müssen unter strenger Isolation bleiben.