Nasenbakterium als Antibiotika-Lieferant: Forscher haben ein neuartiges Antibiotikum an einem unerwarteten Ort entdeckt: in unserer Nase. Der Wirkstoff Lugdunin wird dort vom harmlosen Nasenbakterium Staphylococcus lugdunensis produziert. Wie Tests ergaben, tötet Lugdunin viele grampositive Krankheitserreger effektiv ab und wirkt sogar gegen den gefürchteten multiresistenten Krankenhauskeim MRSA, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature“ berichten.
Jeder Mensch trägt in seiner Nase eine kleine Lebenswelt mit sich herum. Denn auf den Nasenschleimhäuten siedeln Unmengen verschiedenster Mikroben. Die meisten von ihnen sind harmlos, andere jedoch können Krankheiten auslösen, wie beispielsweise das mehrfach resistente Bakterium Staphylococcus aureus (MRSA).
Das Problem: Der multiresistente Keim ist gegen viele der gängigen Antibiotika immun, weltweit suchen Forscher daher nach neuen Wirkstoffen gegen MRSA und andere krankmachende Bakterien. Meist wird man dabei bei Pilzen und Bodenbakterien fündig, die von Natur aus häufig antimikrobielle Wirkstoffe produzieren.
Unerwarteter Fund in der Nase
Jetzt jedoch haben Alexander Zipperer von der Universität Tübingen und seine Kollegen ein neuartiges Antibiotikum an unerwarteter Stelle entdeckt: in der menschlichen Nase. Fündig wurden sie, als sie die Nasenflora von 187 Patienten untersuchten. Dabei fiel ihnen auf, dass Staphylococcus aureus deutlich seltener selten vorkam, wenn in der Nase auch das Bakterium Staphylococcus lugdunensis lebte.