Einzigartige Anatomie: Ein vor 200 Millionen Jahren lebendes Reptil entpuppt sich dank neuer Fossilfunde als äußerst ungewöhnlich. Denn der baumlebende Drepanosaurus besaß schaufelartig verbreiterte Unterarmknochen mit riesenhaften Klauen an den Fingern. Diese Anatomie ist einzigartig unter den Landwirbeltieren – und half dem Reptil dabei, an Insektennester und andere Beute im Holz heranzukommen, wie die Forscher im Fachmagazin „Current Biology“ berichten.
In ihrer rund 375 Millionen Jahre langen Geschichte haben die Landwirbeltiere schon mehrfach skurrile Varianten hervorgebracht. Zu ihnen gehört ein „Speedy Gonzales„-Dinosaurier mit Sprinter-Anatomie und Grabarmen, echsenfressende Riesenfrösche und ein wie aus Versatzstücken anderer Tiere zusammengesetzter Dinosaurier.
Widerspruch zur anatomischen Regel
Als besonders vielseitig und wandelbar erwiesen sich dabei die Vorderbeine: Sie wurden je nach Lebensweise zu Flügeln, zu Greifarmen, zu Graborganen oder zu Schwimmflossen umfunktioniert. Trotz aller Variationsbreite aber blieb eines im Bauplan immer gleich: Immer lagen die Unterarmknochen Elle und Speiche parallel zueinander und trafen im Handgelenk auf eine Reihe kurzer, knubbeliger Karpalknochen.
Doch der vor rund 200 Millionen Jahren lebende Drepanosaurus unguicaudatus folgte dieser Regel nicht, wie nun in New Mexico entdeckte Fossilien erstmals belegen. Dieses baumbewohnende, etwa 50 Zentimeter lange Reptil ähnelte ein wenig einem großen Chamäleon mit schlankem Hals und einem kräftigen langen Schwanz.