Raffinierte Taktik: Die Raubwanze Stenolemus lebt gefährlich, denn ihre Beute sind wehrhafte Netzspinnen. Wie sich der Räuber unbemerkt anschleicht, haben Biologen nun beobachtet. Die Wanze kappt dafür nach und nach die Spinnfäden des Netzes. Damit Vibrationen sie dabei nicht verraten, hält das Raubinsekt die durchtrennten Fäden noch einige Zeit fest, bevor es sie dann vorsichtig loslässt. Dabei nutzt es Erschütterungen durch den Wind als zusätzliche Tarnung.
Spinnen sind alles andere als wehrlos: Sie besitzen kräftige, scharfe Beißklauen, mit denen sie selbst harte Insektenpanzer problemlos durchbohren können. Außerdem verfügen sie über potente Gifte und nutzen ihre Netze wie eine Art verlängertes Sinnesorgan, um über Vibrationen sowohl Beute als auch Gefahren zu erkennen.
Riskante Beute
Das jedoch hält die Raubwanze Stenolemus giraffa nicht davon ab, ausgerechnet Netzspinnen zu jagen. Sie überrascht und überwältigt die Spinnen typischerweise an deren Ruheplätzen – meist mitten im Spinnennetz. „Das ist ein ziemlich riskanter Lebensstil, weil die Spinnen selbst hervorragende Prädatoren sind“, erklärt Fernando Soley von der Macquarie University in Sydney.
Entsprechend unklar war bisher, wie die immerhin zwei Zentimeter großen Raubwanzen es schaffen, sich den Spinnen unbemerkt zu nähern. Denn weil das Netz sie nicht trägt, müssen sie die im Weg liegenden Spinnfäden zerreißen. Das jedoch erzeugt eigentlich starke Erschütterungen im Netz, die die Spinne sofort registrieren müsste.