
Mäusehoden vor (links) und drei Wochen nach der Zika-Infektion. © Prabagaran Esakky
Hoden nur noch ein Zehntel so groß
Drei Wochen nach Infektion waren die Mäusehoden auf nur noch ein Zehntel ihrer ursprünglichen Größe geschrumpft. „Histologische Analysen enthüllten eine nahezu komplette Zerstörung des Samenkanälchen-Epithels und verengte Hohlräume“, berichten Govero und ihre Kollegen. „Die Spermien waren von nekrotischen Körpern durchsetzt.“
Diese Schäden gingen auch sechs Wochen nach der Zika-Infektion nicht wieder zurück. „Wir wissen nicht sicher, ob der Schaden irreversibel ist“, sagt Koautor Michael Diamond. „Aber ich vermute dies, weil die Zellen, die die interne Struktur des Hodens bilden, befallen und zerstört worden sind.“
„Gravierende Symptome der Unfruchtbarkeit“
Diese Schäden in den Hoden wirkten sich auch auf Hormonhaushalt und Fruchtbarkeit der infizierten Mäuse aus. Sechs Wochen nach der Infektion war die Zahl beweglicher Spermien in ihrem Ejakulat um das Zehnfache gesunken, wie die Forscher berichten. Gleichzeitig hatte sich auch der Testosteronspiegel der Mäuse um fast das Zehnfache abgesenkt.
„Das ist das einzige Virus, das ich kenne, das so gravierende Symptome der Unfruchtbarkeit hervorruft“, konstatiert Koautor Kelle Moley. „Es gibt auch nur wenige Mikroben, die die Barriere zwischen Blutbahn und Hoden passieren können und damit die Hoden direkt befallen können.“ Wie sich nun zeigt, gehört das Zika-Virus nicht nur dazu, es kann auch schwere Schäden hinterlassen.

Hodengewebe einer gesunden Maus (links) mit vielen sich entwickelnden Spermien (rosa) und nach einer Zika-Infektion. Jetzt sind kaum mehr SPermien vorhanden und die interne Struktur des Gewebes ist zerstört. © Prabagaran Esakky
Ähnliche Folgen beim Menschen?
Die entscheidende Frage ist nun, ob die Zika-Infektion auch bei menschlichen Männern solche Folgen haben kann. Auch wenn dafür noch die Daten fehlen, halten die Forscher dies für durchaus möglich. „Zwar war unsere Studie an Mäusen, sie spricht aber dafür, dass auch Männer nach einer Zika-Infektion zumindest unter niedrigen Testosteronspiegeln und verringerten Spermienzahlen leiden könnten“, sagt Diamond.
Ob allerdings die Folgen so dramatisch ausfallen wie bei den Mäusen, erscheint eher unwahrscheinlich. „Würde ein Mann bemerken, wenn seine Hoden schrumpfen? Ja wahrscheinlich“, sag Moley. Darüber gab es jedoch bisher trotz vieler mit Zika infizierter Männer keine Berichte. Die Forscher gehen daher davon aus, dass die Folgen beim Menschen möglicherweise weniger auffällig und schwerwiegend sind.
Testosteronmangel und Unfruchtbarkeit
Weniger leicht festzustellen wären allerdings Folgen der Virusinfektion für Spermienzahl und Fruchtbarkeit. „Menschen finden meist erst heraus, dass sie unfruchtbar sind, wenn sie versuchen ein Kind zu bekommen“, sagt Moley. „Das aber kann erst Jahre oder Jahrzehnte nach der Infektion der Fall sein.“
Nach Ansicht des Forschers könnte sich daher ein Hodenschaden durch die Zika-Infektion am ehesten an den Testosteronwerten infizierter Männer ablesen lassen. „Wenn die Testosteronwerte bei den Männern ähnlich sinken wie bei den Mäusen, dann müssten wir vermehrt Männer bei den Ärzten finden, die dieses Symptom aufweisen“, so Moley. Er und seine Kollegen empfehlen in jedem Falle dringend, die möglichen Folgen für infizierte Männer nun gezielt zu untersuchen. (Nature, 2016; doi: 10.1038/nature20556)
(Washington University School of Medicine, 02.11.2016 – NPO)
2. November 2016