Mysteriöses Artefakt: Das 6.000 Jahre alte Amulett von Mehrgarh ist auf gleich zweifache Weise einzigartig, wie Analysen enthüllen. Denn das in Pakistan entdeckte Kupfer-Artefakt ist das älteste Beispiel für den Metallguss mit Hilfe eines Wachsmodells. Ungewöhnlich auch: Das Amulett bestand aus außergewöhnlich reinem Kupfer, wie Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“ berichten. Für das Gießen war das eher ungünstig – offenbar übten die Metallgießer von Mehrgarh noch.
Die Siedlungen von Mehrgarh im heutigen Pakistan gehören zu den wichtigsten Zeugnissen der Jungsteinzeit in Asien. „Merhgarh ist ein Schmelztiegel für technologische Innovationen während des Neolithikums und der Kupferzeit im alten Südasien“, erklären Mathieu Thoury vom Synchrotron SOLEIL in Gif-sur-Yvette und seine Kollegen. Zu den bedeutendsten Funden gehört ein 6.000 Jahre altes Amulett aus Kupfer. Es besteht aus einem zwei Zentimeter großen Ring, durch den sechs kupferne Speichen laufen.
Blick in die innere Struktur
Schon länger vermuten Archäologen, dass dieses Artefakt mit einer für damalige Zeit innovativen Methode hergestellt wurde, dem sogenannten Wachs-Ausschmelzverfahren. Dabei wird erst ein Wachsmodell gefertigt, um welches dann die eigentliche tönerne Gussform entsteht. Bisher jedoch ließ sich dies nicht eindeutig nachweisen – das Metall war zu korrodiert, um Verarbeitung und genaue Zusammensetzung festzustellen.
Jetzt jedoch haben Thoury und seine Kollegen das Amulett mit einer für die Archäologie neuen Technik analysiert, der Photolumineszenz-Spektroskopie. Dafür legten sie das Amulett unter ein spezielles Umkehr-Mikroskop und bestrahlten es mit Licht vom UV- bis in den Infrarotbereich. Das Spektrum der vom Objekt reflektierten Strahlung gibt Aufschluss über chemische Zusammensetzung und Kristallstruktur.