„Wir beobachteten, dass das Arbeitsgedächtnis dieser Mäuse beeinträchtigt war, wenn sie im Y-Labyrinth den richtigen Weg wiederkennen sollten“, berichten die Forscher. „Zudem demonstrierten die Tiere Defizite in ihrer kognitiven Flexibilität.“ Bei den Mäusen, die erst als Erwachsene fettreiche Kost erhielten, zeigten sich diese Verhaltensänderungen dagegen nicht. Bei ihnen geriet allerdings der Stoffwechsel aus den Fugen: Sie verfetteten.

Der präfrontale Cortex ist fürs Lernen, die Impulskontrolle und das Sozialvehraltne wichtig - und ist bei Heranwachsenden noch nicht ausgereift. © sbtlneet/ pixabay
Wirkung auf den präfrontalen Cortex
Wie und warum aber wirken die Fette auf das Gehirn? Klar scheint, dass das Denkorgan von Mäusen – und vermutlich auch Menschen – in der Jugend besonders anfällig für die negativen Folgen des Fettkonsums ist. Ursache dafür ist die verzögerte Reifung des präfrontalen Cortex, wie die Wissenschaftler erklären. Dieses hinter Stirn liegende Areal schließt erst im Erwachsenenalter seine Entwicklung ab.
Dadurch jedoch ist dieses Hirnareal in der Pubertät besonders anfällig für negative Umwelteinflüsse wie Stress, Infektionen – oder einseitiger, ungesunder Ernährung. Das Problem dabei: Der präfrontale Cortex ist ein entscheidendes Steuerzentrum unserer Persönlichkeit. Er ist der Sitz von Gedächtnis, Planung, Impulskontrolle und Sozialverhalten.
Wichtiges Protein gehemmt
In zusätzlichen Untersuchungen stellten die Forscher fest, dass sich der Hirnstoffwechsel bei den jugendlichen Mäusen veränderte, wenn sie längere Zeit fettreiche Kost bekamen. Zellen im präfrontalen Cortex produzierten dann weniger von einem bestimmten Protein, dem Reelin. Dieses ist für die Funktion der Synapsen und ihre Plastizität besonders wichtig – und damit auch für die Lernfähigkeit des Gehirns.
„Wir sahen, dass die Plastizität im präfrontalen Cortex gestört war, wenn die Tiere in ihrer Jugend fettreiche Kost bekommen hatten“, berichtet Koautor Pacale Chavis von der Universität Aix-Marseille. „Wenn wir aber die Reelin-Werte künstlich wieder erhöhten, normalisierten sich sowohl die Plastizität der Synapsen als auch die kognitiven Funktionen.“
Auch beim Menschen…
Nach Ansicht von Meyer und seinen Kollegen sind diese Ergebnisse durchaus auf den Menschen übertragbar: „Ähnlich wie beim Menschen reift der präfrontale Cortex bei der Maus vornehmlich in der Adoleszenz.“ Auch die Leistungen, die dieser Hirnregion zugeschrieben werden, und ihre Nervenzellstrukturen seien bei Mensch und Maus vergleichbar.
Allerdings: Das Futter der Mäuse war deutlich fettreicher als die Kost, die ein Mensch selbst durch Pizza, Hamburger und Co aufnehmen würde. „Derart fettreich essen wohl nur die wenigsten Kinder und Jugendlichen“, sagt Meyer. „Wer einmal pro Woche fettreiches Fast Food isst, wird kaum betroffen sein.“
Dennoch spricht die Studie dafür, dass sich eine ungesunde Ernährung bei Jugendlichen stärker auf die geistigen Leistungen und das Verhalten auswirken kann als bisher angenommen. Nach Ansicht der Forscher sollte man daher gerade in der Zeit der Pubertät darauf achten, was man isst. „Während der Adoleszenz sollten Kinder und Jugendliche möglichst ausgewogen und hochwertig essen“, empfiehlt Meyer. (Molecular Psychiatry, 2016; doi: 10.1038/mp.2016.193)
(ETH Zürich/ Springer Nature, 16.11.2016 – NPO)
16. November 2016