Missetäter im Blut: Bestimmte Gerinnungsfaktoren spielen offenbar bei der Entstehung der Multiplen Sklerose eine Rolle. Forscher haben erstmals am Menschen nachgewiesen, dass die Konzentration dieser Proteine bei MS-Patienten unnatürlich hoch ist – und möglicherweise den schädlichen Entzündungsprozess vorantreibt. Die Entdeckung bietet nun neue Ansatzmöglichkeiten für Therapien.
Über zwei Millionen Menschen weltweit leiden an Multipler Sklerose (MS). Vor allem junge Erwachsene sind von dieser chronisch-entzündlichen Autoimmunerkrankung des Gehirns und Rückenmarks betroffen, bei der das Immunsystem die Myelinhülle der Nerven angreift und Entzündungsherde im Gehirn auslöst. Ist die Erkrankung einmal ausgebrochen, verläuft sie oft in Schüben.
Welche biologischen Prozesse zu einem Ausbruch der Krankheit führen, darüber ist bisher nur wenig bekannt. Mediziner vermuten, dass die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke, aber auch die Darmflora sowie genetische Mutationen eine Rolle spielen. Deutsche Wissenschaftler haben nun einen weiteren möglichen Auslöser entdeckt.
Auffällige Gerinnungsfaktoren
Das Team um Kerstin Göbel von der Universität Münster hatte bereits vor wenigen Monaten an Mäusen nachgewiesen, dass ein bestimmter Gerinnungsfaktor im Blut der Tiere für die Entstehung der Multiplen Sklerose bedeutsam zu sein scheint. Doch gelten diese Zusammenhänge auch beim Menschen? Um das zu untersuchen, verglichen die Mediziner die Konzentration von Gerinnungsfaktoren bei gesunden Probanden und Patienten mit unterschiedlichen Formen der neuroimmunologischen Erkrankung.