Menschen mit psychopathischem Charakter können offenbar doch Bedauern empfinden. Wie ein Experiment zeigt, bereuen sie bestimmte Entscheidungen rückblickend durchaus. Allerdings verpufft diese negative Emotion offenbar sehr schnell wieder – und beeinflusst anders als bei gesunden Menschen zukünftige Entscheidungen kaum. Kurzum: Psychopathen scheinen aus emotionalen Erfahrungen nicht zu lernen.
Psychopathen gelten als selbstsüchtig, berechnend, wenig empathisch und generell gefühlskalt. „Sie zeichnen sich durch ein permanent antisoziales Verhalten aus und scheinen für negative Folgen ihrer Taten keine Reue zu empfinden“, schreiben Wissenschaftler um Arielle Baskin-Sommers von der Yale University in New Haven. „Man sagt auch: Psychopathische Menschen schauen niemals mit Bedauern zurück oder mit Bedenken nach vorn.“ Doch womöglich stimmt ein Teil dieser Annahme gar nicht, wie nun ein Experiment der Psychologin und ihren Kollegen nahelegt.
Entscheidungen am Glücksrad
Die Forscher haben untersucht, wie Psychopathen Entscheidungen treffen. Dafür rekrutierten sie in einer für ihre hohe Kriminalitätsrate bekannten Region gezielt Probanden: mithilfe von Flyern, die zu riskantem Verhalten wie Glücksspiel, Drogenmissbrauch oder ähnlichem aufriefen. 62 auf diese Weise gefundene Männer wurden dann auf psychopathische Persönlichkeitsmerkmale hin untersucht.
Anschließend sollten sie an einem Glücksspiel teilnehmen und möglichst viele Punkte gewinnen. Dafür standen ihnen zwei Glücksräder – ähnlich wie beim Roulette – zur Verfügung, an denen jeweils eine unterschiedliche Punktzahl gewonnen und verloren werden konnte. Für eines dieser Räder mussten sich die Probanden in jeder Runde neu entscheiden, nachdem sie gesehen hatten, welches Ergebnis das andere Rad zuvor erzielt hatte. Nach jedem Durchgang wurden sie zudem gefragt, wie sie sich angesichts des Ergebnisses fühlten.