Unterschätztes Problem? Eine anonyme Umfrage unter Piloten offenbart, dass depressive Erkrankungen in dieser Berufsgruppe ein durchaus verbreitetes Problem sind. Demnach erfüllten knapp 13 Prozent der Befragten die Kriterien für eine wahrscheinliche Depression. Einige gaben zudem an, Suizidgedanken zu hegen. Viele Piloten sprechen offenbar aus Angst vor negativen Konsequenzen im Job nicht über ihre Probleme. Es müsse deshalb dringend mehr für Prävention getan werden, fordern die Forscher.
Es ist anderthalb Jahre her, dass eine Germanwings-Maschine auf ihrem Flug mit der Nummer 4U9525 in den französischen Alpen abstürzte. Alle 150 Menschen an Bord starben bei diesem Unglück. Später stellte sich heraus, dass der Copilot das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht hatte – und dass der Mann offenbar an Depressionen litt. Dieses Ereignis ist zum Glück ein Einzelfall. Trotzdem stellt sich die Frage, wie weit verbreitet depressive Erkrankungen unter Piloten tatsächlich sind.
Immerhin ist bekannt, dass Depressionen in der Allgemeinbevölkerung keine Seltenheit sind. Schätzungsweise 350 Millionen Menschen leiden weltweit daran. Zwar kann die Erkrankung in den meisten Fällen heute erfolgreich therapiert werden. Doch über die Hälfte aller Depressionen wird trotz Arztbesuch zunächst nicht erkannt – und noch immer scheuen sich viele Betroffene aus Angst vor Stigmatisierung davor, Hilfe zu suchen. Im Extremfall kann die Erkrankung die Patienten bei falscher oder ausbleibender Behandlung so sehr belasten, dass sie Suizidgedanken hegen.
Piloten mit depressiven Symptomen
Wissenschaftler um Alexander Wu von der Harvard T.H. Chan School of Public Health wollten diese Thematik näher untersuchen und haben erstmals Personen aus der Berufsgruppe der Piloten anonym dazu befragt. Sie führten ihre webbasierte Umfrage zwischen April und Dezember 2015 in über 50 Ländern durch. Insgesamt nahmen 3.500 Piloten daran teil, nur 1.848 beantworteten jedoch alle relevanten Fragen – ein Großteil von ihnen stammte aus den USA, Kanada und Australien.