Überraschender Fund: In China haben Archäologen die ältesten Belege für die Herstellung und Nutzung von Seide entdeckt. In zwei Gräbern aus der Jungsteinzeit wiesen sie Reste von Seidenproteinen nach, außerdem wurden knöcherne Nähnadeln und einfache Webutensilien gefunden. Schon vor rund 8.500 Jahren beherrschten die Menschen dort demnach die Kulturtechnik der Seidenherstellung, so die Forscher im Fachmagazin „PloS ONE“.
Wenn es um die Kleidung von Steinzeitmenschen geht, fallen den meisten Menschen als erstes Tierfelle und Leder ein – durchaus zu recht. Denn schon vor rund 70.000 Jahre könnten Neandertaler sich mit Fellen vor der Kälte geschützt haben. Gewebte Textilien aus Wolle oder Pflanzenfasern folgten dagegen deutlich später: Die ältsten Belege für Flachsfasern und Kleidung aus Flachs stammen aus der Zeit vor rund 34.000 Jahren.
Wann unsere Vorfahren jedoch entdeckten, dass man auch aus den Gespinsten der Seidenraupe Stoffe herstellen kann, blieb bisher ungeklärt. Denn Seide ist zu fragil und leicht zersetzbar, um die Jahrtausende zu überdauern. Es fehlt daher an fossilen Belegen. Wegen der aufwändigen Herstellung von Seidentextilien verband man diese Kulturtechnik jedoch bisher nicht mit Menschen der frühen Jungsteinzeit.
Fund in jungsteinzeitlicher Siedlung
Ein neuer Fund in einer Ausgrabungsstätte in der chinesischen Provinz Henan belehrt Archäologen nun jedoch eines Besseren. Die Ruinen der prähistorischen Siedlung Jianhu gelten als eines der wichtigsten Zeugnisse jungsteinzeitlicher Kultur in China. Hier wurde unter anderem eine steinzeitliche Knochenflöte entdeckt, aber auch Reste der frühesten bekannten fermentierten Getränke und möglicherweise sogar die ältesten chinesischen Piktogramme.