Klima

Klimawandel-„Pause“ ist widerlegt

Analysen klären Rätsel um vermeintlich verlangsamte Erwärmung der Ozeane

Legte die Erwärmung der Ozeane in den letzen gut 15 Jahren eine Pause ein? Neue Analysen widerlegen dies © pixabay

Nur vorgegaukelt: Die vermeintliche Erwärmungs-Pause zu Anfang des 21. Jahrhunderts ist ein Mythos. Denn auch in der Zeit von 1998 bis 2012 stiegen die Temperaturen der Ozeane unvermindert weiter an, wie nun neue Analysen belegen. Sie bestätigen die Vermutung, dass Änderungen in einer Messmethode zuvor für verfälschte Werte gesorgt hatten. Eine Klimawandel-Pause hat es demnach schlicht nicht gegeben, konstatieren die Forscher im Fachmagazin „Science Advances“.

Als der Weltklimarat IPCC im Jahr 2013 seinen jüngsten Weltklimabericht veröffentlichte, sorgte eine Delle in der Klimakurve für Aufsehen. Die Werte schienen auf eine verlangsamte Erwärmung in den letzten gut 15 Jahren hinzudeuten. Aber warum? Als Erklärungen für diese seltsame „Pause“ im Klimawandel wurden eine verstärkte Pufferwirkung der Ozeane, stärkere Passatwinde und sogar die Schwefelemissionen Chinas bemüht.

Falsch gemessen?

2015 jedoch fanden Forscher der National Oceanographic and Atmospheric Administration (NOAA) eine sehr viel pragmatischere Erklärung für die Delle in der Messkurve: Veränderungen in den Messmethoden vor allem der Wasserproben gaukelten die vorübergehende Pause bloß vor, so ihr Fazit. Die tatsächliche Erwärmung der Meere aber lag ihren Berechnungen nach bei 0,12 Grad pro Jahrzehnt – und folgte damit dem vorher und nachher ermittelten Trend.

Aber stimmte dies auch? Die Schlüsse der NOAA-Forscher sorgten zunächst für Zweifel – die Erklärung klang einfach zu platt. Klimaskeptiker beschuldigten die Wissenschaftler sogar der Fälschung und ließen ihre E-Mails und Daten beschlagnahmen. „Auch wir waren anfangs skeptisch“, erklärt Koautor Kevin Cowtan von der University of York. „Deshalb haben wir das Ganze selbst noch einmal überprüft – mit anderen Methoden und Daten.“

Mit drei Methoden überprüft

Für ihre Studie analysierten und verglichen die Forscher die Messdaten zur Meerestemperatur der letzten rund drei Jahrzehnte von drei verschiedenen Quellen: von Satellitenmessungen, an der Wasseroberfläche schwimmenden Messbojen und von sogenannten Argo Floats – autonomen Sensorbojen, die regelmäßig Messungen in verschiedenen Wassertiefen vornehmen.

Die von Bojen, Satelliten und Argo Floats ermittelten Temperaturkurven stimmen mit denen von 2015 (rot) überein. Die vermeintliche Pause (blau) existierte demnach nicht. © Zeke Hausfather/ UC Berkeley

„Damit erzeugten wir Temperatur-Zeitreihen, die jeweils nur von Satelliten, Bojen oder Floats stammten – ohne diese Daten zu mischen“, erklärt Erstautor Zeke Hausfather von der University of California in Berkeley. „Denn sonst werden die Daten der verschiedenen Methoden oft gemischt und dann ist es Ermessensache, wie die verschiedenen Daten gewichtet und angepasst werden.“

„Die Pause gab es nicht“

Das Ergebnis: Egal welche Zeitreihe die Forscher betrachtetet, alle bestätigten sie die Ergebnisse der NOAA-Forscher. Auch die neue Analyse ergab, dass sich die Ozeane während der vermeintlichen „Pause“ um durchschnittlich 0,12 Grad pro Dekade erwärmt haben. Diese Erwärmung setzt damit den Trend fort, der auch in den knapp 30 Jahren davor zu messen war. „Unsere Ergebnisse bestätigen, dass die NOAA richtig lag, sie haben keineswegs Daten frisiert“, betont Hausfather.

Demnach beruhte ein großer Teil der vermeintlichen Klimawandel-Pause tatsächlich auf veränderten Verfahren bei der Messung der Meerestemperatur und vor allem dem Wechsel von Schiffsmessungen zu Bojen. Die Erwärmung der Ozeane hat sich demnach auch in den letzten gut 15 Jahren unvermindert stark fortgesetzt.

„Normalerweise bekommt man nicht gerade viel Anerkennung dafür, dass man bloß Studien von anderen repliziert oder versucht, sie mit anderen Methoden zu überprüfen“, sagt Hausfather. „Aber gerade wenn Dinge politisch werden, finden wir es wichtig zu zeigen, dass es all diese anderen Daten gibt – und dass sie die Arbeit der NOAA-Forscher bestätigen.“ (Science Advances, 2017; doi: 10.1126/sciadv.1601207)

(UC Berkeley/ University of York, 05.01.2017 – NPO)

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