Chemische Helfer: Maler des 19. Jahrhunderts wie William Turner verdanken ihren Ausdrucksreichtum auch einer chemischen Innovation. Denn sie nutzten erstmals Sikkative, um ihre Ölfarben schneller trocknen zu lassen. Das chemische Geheimnis hinter diesen frühen Trocknungshelfern haben französische Forscher nun genauer untersucht. Demnach spielten vor allem Blei und freie Radikale eine entscheidende Rolle.
Über Jahrhunderte hinweg bestanden Ölfarben für die Malerei nur aus natürlichen Ölen wie Leinöl oder Walnussöl und Pigmentpulvern. Das erlaubte zwar durch Mischungen eine Vielzahl von Farbnuancen, dafür aber benötigten die einzelnen Farbschichten Wochen, um zu trocknen. Ein Kunstwerk zu vollenden dauerte allein deswegen manchmal Monate bis Jahre. Bestimmte Maltechniken wiederum ließen sich mit diesen langsam trocknenden Ölfarben gar nicht umsetzen.
Ein Gemälde in nur drei Tagen
Im frühen 19. Jahrhundert jedoch änderte sich dies. Eine chemische Innovation eröffnete Künstlern wie dem englischen Maler William Turner ganz neue Maltechniken und Ausdrucksmöglichkeiten. Denn erstmals gab es ein Mittel, das Ölfarben sehr viel schneller erhärten ließ. „Turner demonstrierte damit 1841, dass er ein Werk in nur drei Tagen vollenden konnte – ein Rekord für die damalige Zeit“, berichten Laurence de Viguerie von der Sorbonne und ihre Kollegen.
Diese sogenannten Sikkative gibt es noch heute. In kleinen Mengen der Ölfarbe zugesetzt, fördern sie die Bildung vernetzter Moleküle und sorgen so dafür, dass die Farbe gelartig erstarrt. Wie genau die ersten Sikkative des 19. Jahrhunderts dies chemisch gesehen bewirkten, ist jedoch bisher kaum untersucht worden.