Gehemmte Wahrnehmung: Stress macht nicht nur vergesslich, er beeinträchtigt auch unsere Sinne – und ihre Anpassungsfähigkeit. Wie ein Experiment belegt, blockieren Stresshormone das sonst typische Lernen der Sinneswahrnehmung. Statt durch Training sensibler zu werden, blieb der Tastsinn der gestressten Probanden gleich. Stress hemmt demnach das Lernen auch auf der Ebene der Wahrnehmung.
Stehen wir häufig oder sogar dauerhaft unter Stress, hat dies Folgen für Körper und Geist. Denn Stress macht vergesslicher, schwächt unsere Selbstkontrolle und kann im Alter sogar die Anfälligkeit für Demenzen erhöhen. Schon ein stressiger Tag beeinflusst zudem unsere Fettverbrennung und kann so den positiven Effekt gesunder Ernährung zunichte machen.
Jetzt zeigt sich, dass Stress auch unsere Wahrnehmung verändert. Für ihre Studie untersuchten Hubert Dinse und seine Kollegen von der Ruhr-Universität Bochum die Wirkung des Stresshormons Cortisol auf den Tastsinn von 30 Versuchspersonen. Vor Versuchsbeginn bekam die Hälfte von ihnen eine mittlere Dosis des Stresshormons Cortisol verabreicht, der Rest erhielt ein Placebo.
Pieksen und Vibrieren
Um zu testen, wie sensibel der Tastsinn der Probanden zu Anfang war, pieksten die Forscher sie mit zwei Nadeln in verschiedenen Abständen leicht in den Zeigefinger. Der Abstand, ab dem beide Piekser zu einem einzigen verschmelzen, gibt die untere Auflösung des Tastsinns an – je geringer die Entfernung, desto besser die Wahrnehmung.