Tektonik als Strömungs-Motor: Forscher haben rekonstruiert, wann und wie der Golfstrom und andere große Meeresströmungen in Gang kamen. Ablagerungen und Fossilien in Bohrkernen belegen, dass vor allem Veränderungen der Straße von Gibraltar und der Meerenge von Panama vor rund fünf Millionen Jahren dafür verantwortlich waren. Erst als sie sich verengten oder sogar ganz schlossen, kamen die Strömungen richtig in Gang.
Ozeanströmungen bestimmen massiv unser Klima – der Golfstrom transportiert beispielsweise so viel Wärme aus dem tropischen Atlantik Richtung Nordosten, dass die Winter im nördlichen Europa im Verhältnis zu den Breitengraden relativ mild und feucht sind. Dieser Wärmetransport führt im Südatlantik gleichzeitig zu einer Abkühlung, ein Prozess, den man auch als Wärmepiraterie bezeichnet.
Wie entwickelten sich die Atlantikströmungen?
Allerdings ist der Verlauf der globalen Ozeanströmungen, wie wir sie heute kennen, geologisch gesehen relativ jung. Er hat sich vor rund sechs bis zweieinhalb Millionen Jahren entwickelt, in der erdgeschichtlichen Epoche des Pliozäns. Eine entscheidende Rolle dabei spielten Bewegungen der Erdplatten, bei denen sich Meeresstraßen wie beispielsweise zwischen Nord- und Südamerika geöffnet und geschlossen haben.
Wie genau sich die heutige Wärmepiraterie des Nordatlantiks im Zuge der tektonischen Veränderungen entwickelt hat, war bisher aber unzureichend bekannt. Cyrus Karas vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und dem Lamont Doherty Observatory und seine Kollegen haben dies nun auf Basis von Tiefseebohrungen im Nord- und im Südatlantik genauer untersucht.