Hilfsbereite Vierbeiner: Hunde zeigen sich in Sachen Futter äußerst spendierfreudig. Sie beschenken ihre Artgenossen mit Leckerlis, selbst wenn es für sie selbst keinen Vorteil bringt. Damit zeigen die Tiere eine menschenähnliche Großzügigkeit, wie sie nur von wenigen Tierarten bekannt ist. Bei fremden Artgenossen sind die Hunde dabei allerdings weniger spendabel als bei vertrauten – so wie wir Menschen oft auch.
Lange Zeit galt Großzügigkeit als typisch menschliche Eigenschaft. Doch auch manche Tiere verhalten sich gegenüber Artgenossen mitunter freigiebig. So setzen sich Schimpansen, Ratten und sogar Elstern aus eigenem Antrieb für andere ein, ohne selbst eine Gegenleistung dafür zu erwarten. Experimente deuten zudem darauf hin, dass auch unser sprichwörtlich bester Freund, der Hund, dieses prosoziale Verhalten zeigt.
Wissenschaftler um Rachel Dale von der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben die Großzügigkeit der Vierbeiner nun mit einem komplexen Testverfahren auf die Probe gestellt. Dafür lernten die Hunde, bestimmte Gegenstände zu erkennen und diese mit der Freigabe von Futter zu assoziieren. „Die Hunde wurden auf eine Spielmarke trainiert, die Futter für sie selbst zur Verfügung stellte“, erklärt Dale. „Dann lernten sie zwei weitere, wobei eine davon eine Belohnung für einen Partnerhund auslöste, die andere nicht.“
Selbstlose Futterspende
Im Test mussten sich die Hunde schließlich für eine der zwei gezeigten Spielmarken entscheiden. Entweder bekam ein Hund, der in einem zweiten Testabteil saß, daraufhin ein Leckerli oder nicht. Danach konnten sich die Testhunde durch das Drücken der entsprechenden Spielmarke stets selbst belohnen. Würden die Vierbeiner nur für sich selbst Futter organisieren – oder auch ihre Artgenossen beschenken, die sie während des Experiments sehen konnten?
Die Ergebnisse zeigten: Tatsächlich waren die Hunde gerne bereit, Futter für ein anderes Tier zur Verfügung zu stellen. Dabei machte es allerdings einen Unterschied, ob die Vierbeiner den Artgenossen kannten oder nicht. So belohnten sie fremde Hunde dreimal seltener als vertraute.
Vertraute bevorzugt – auch ohne Sichtkontakt
Erstaunlicherweise reichte schon die bloße Anwesenheit eines anderen Hundes irgendwo im Raum, um die tierischen Probanden in Spendierlaune zu versetzen. Denn selbst wenn der Artgenosse nicht im gewohnten Testabteil zu sehen war, waren die Vierbeiner weitaus motivierter, ein Leckerli zu geben. Auch in diesem Fall bevorzugten die Hunde bekannte Tiere. „Der Unterschied war aber geringer als bei direktem Sichtverhältnis“, so Range.
Waren die getesteten Hunde alleine, sank die Zahl der Futtergaben hingegen. Die Wissenschaftler erklären dieses Phänomen mit der sogenannten Social Facilitation-Theorie. Diese geht davon aus, dass es bei Tieren eher zu einer Leistung kommt, wenn Artgenossen anwesend sind.
Dass die Vierbeiner selbst in kniffligen Situationen auch an andere denken, bestätigt: Die Vierbeiner verhalten sich ähnlich sozial wie ihre Herrchen und Frauchen – und wie beim Menschen scheinen vertraute Freunde und Familienmitglieder dabei in der Gunst höher zu stehen als Fremde. (PLOS ONE, 2017; doi: 10.1371/journal.pone.0167750)
(Veterinärmedizinische Universität Wien, 30.01.2017 – DAL)