Warum laufen wir ständig zum Kühlschrank, obwohl wir eigentlich gar keinen Hunger haben? Dieses Rätsel haben Forscher nun gelöst. Sie entdeckten bei Mäusen einen neuronalen Schaltkreis, der zur Futtersuche animiert – und erstaunlicherweise ist dieser Mechanismus unabhängig von dem physiologischen Bedürfnis nach Nahrung. Was für das Überleben in der freien Natur durchaus sinnvoll ist, könnte womöglich neue Erklärungsansätze für die Entstehung von Essstörungen liefern.
Unsere Gedanken kreisen jeden Tag unzählige Male ums Essen – und das oft, obwohl wir gar nicht hungrig sind. Dieses Phänomen ist ganz normal. Schließlich ist die Nahrungssuche ein angeborener Instinkt. Doch während das Jagen und Sammeln für unsere Vorfahren noch überlebenswichtig war, führt uns das evolutionäre Erbe im 21. Jahrhundert mitunter auch dann an den Kühlschrank oder in den nächsten Supermarkt, wenn es gar nicht nötig wäre.
Doch was passiert bei diesem Vorgang genau im Gehirn? Für Neurowissenschaftler ist das eine hochinteressante Frage, nicht zuletzt, weil Störungen in diesem Bereich womöglich Erkrankungen wie Magersucht erklären können. Forscher um Tatiana Korotkova vom Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie in Berlin sind der Erklärung nun einen Schritt näher gekommen: Sie haben bei Mäusen einen neuronalen Schaltkreis entdeckt, der die Nahrungssuche offenbar steuert.
Gamma-Oszillationen steuern
Die Wissenschaftler kamen dem Schaltkreis mithilfe der Optogenetik auf die Spur – ein Verfahren, das durch Lichteinwirkung die Steuerung spezieller Signalwege im Gehirn erlaubt. Dabei zeigte sich: Sogenannte Gamma-Oszillationen aktivieren im seitlichen Hypothalamus einen Mechanismus, der Mäuse zur Nahrungssuche animiert. Schalteten Korotkova und ihre Kollegen diesen Signalweg mithilfe des Lichts an, begannen die Nager nach Futterquellen zu suchen – auch dann, wenn sie keinen Hunger hatten.