Raffinierte Konstruktion: Eine einzigartige Anatomie erlaubt es den Barten-Drachenfischen, problemlos selbst gleichgroße Beutetiere zu vertilgen, wie Aufnahmen enthüllen. Durch ein Zusatzgelenk am Hinterkopf können die Tiefseefische ihren Kopf weit in den Nacken legen und so ihr Maul bis zu 120 Grad weit aufreißen. Möglich wird dies, weil ein flexibler Knorpelstab die normalerweise kaum bewegliche Verbindung von Schädel und Wirbelsäule ersetzt.
Barten-Drachenfische (Stomiidae) sind erfolgreiche Räuber der Tiefsee: Die bis zu 25 Zentimeter langen Fische besitzen dolchförmige, nach hinten gebogene Zähne, die selbst bei geschlossenem Maul noch hervorragen. Ihre Beute locken sie an, indem sie mit speziellen Leuchtorganen verlockende Lichter erzeugen. Nähert sich dann die Beute, reißen die Drachenfische ihr Maul auf enorme Größe auf und verschlingen selbst Fische, die fast so groß sind wie sie selbst.
Wie die Drachenfische es jedoch schaffen, ihr Maul so weit aufzureißen, blieb bisher rätselhaft. Denn ihr Kiefergelenk allein erlaubt keine so großen Öffnungswinkel. Welches Geheimnis dahintersteckt, haben nun Nalani Schnell von der Sorbonne Universität in Paris und David Johnson von der Smithsonian Institution in Washington näher untersucht. Sie färbten dafür einige in Alkohol konservierte Exemplare ein und analysierten ihre Anatomie mittels spezieller Mikroskopkameras.
Knorpelstab als Gelenkersatz
Das Ergebnis: Die Aufnahmen enthüllten, dass die Drachenfische eine auffällige Lücke zwischen dem Hinterhauptsbein und dem ersten Halswirbel besitzen. In dieser Lücke sitzt ein knorpeliger, flexibler Stab, der von der Kopfhinterseite zur Wirbelsäule verläuft. Das sei einzigartig, sagen die Forscher. Denn bei den meisten anderen Fischen sind Kopf und Wirbelsäule direkt miteinander verbunden.