Astronomie

Exoplaneten: Hundert auf einen Streich

Unser Nachbarstern Lalande 21185 hat doch einen Planeten

Der 8,3 Lichtjahre von uns entfernte Rote Zwerg GJ 411 (Lalande 21185) hat wahrscheinlich doch einen Planeten. © Ricardo Ramirez

Planetenfahndung für Alle: Astronomen haben hundert weitere Exoplaneten entdeckt, darunter einen Planeten um einen sehr nahen Stern: GJ 411 liegt nur gut acht Lichtjahre von uns entfernt. Gleichzeitig veröffentlichten die Forscher gut 60.000 Beobachtungsdaten zu 1.600 Sternen. Sie sind frei zugänglich und sollen es allen ermöglichen, bei der Suche nach extrasolaren Planeten mitzuhelfen.

Mehr als 3.500 extrasolare Planeten sind inzwischen bekannt. Nachdem lange Zeit vor allem ferne Gasriesen und eher exotische Welten entdeckt wurden, finden Astronomen nun immer mehr Erdzwillinge auch in unserer unmittelbaren Nähe. Unter ihnen ist unser nächster Nachbar, ein erdähnlicher Planet um den Stern Proxima Centauri, aber auch gleich drei Erdzwillinge um einen 40 Lichtjahre entfernten Zwergstern und eine Supererde um einen 14 Lichtjahre entfernten Roten Zwerg.

100 neue Planetenkandidaten – mindestens

Jetzt hat ein internationales Astronomenteam Daten zu mehr als 100 weiteren potenziellen Exoplaneten veröffentlicht. Sie wurden mit Hilfe des HIRES-Spektrometers am Keck-Observatorium auf Hawaii entdeckt. Dieses Instrument zeichnet die winzigen Verschiebungen im Licht eines Sterns auf, die entstehen, wenn die Schwerkraft eines Planeten seine Rotation beeinflusst.

Im Laufe von fast 30 Jahren überprüften Astronomen mit dieser Radialgeschwindigkeits-Methode mehr als 1.600 Sterne. Bei der Analyse dieser Daten wurden sie dann mehr als 100 Mal fündig: „Wir waren sehr konservativ in Bezug darauf, was wir als Exoplaneten-Kandidaten ansehen und was nicht“, erklärt Mikko Tuomi von der University of Hertfordshire. „Aber selbst mit unseren strengen Kriterien haben wir mehr als 100 neue Planetenkandidaten entdeckt.“

Hat Lalande 21185 doch einen Planeten?

Einer der Exoplaneten kreist um den Stern Gliese 411, auch als HD 95735 oder Lalande 21185 bekannt. Der Stern ist einer der nächsten Nachbarn der Sonne, er liegt nur rund 8,3 Lichtjahre von uns entfernt. GJ 411 ist ein Roter Zwerg mit nur rund 40 Prozent der Masse unserer Sonne. Bereits seit den 1950er Jahren haben Astronomen immer wieder mögliche Anzeichen für Planeten um diesen Stern gefunden, ob es sie jedoch wirklich gibt, blieb stark umstritten.

Jetzt liefert das HIRES-instrument erneut Indizien für einen Planeten um Lalande 21185. Anhand des minimalen „Taumelns“ dieses Sterns schließen die Forscher, dass der potenzielle Planet die 3,8-fache Masse der Erde besitzt und den Stern sehr nah umkreist: Für einen Umlauf benötigt er nur rund zehn Tage, wie sie berichten. Die Temperaturen auf seiner Oberfläche dürften daher zu heiß für Leben sein.

„Suche nach Planeten demokratisieren“

Neben diesen Daten zu 100 neuen Exoplaneten haben die Astronomen auch 225 Kandidaten überprüft, die bereits in anderen „Fahndungen“ aufgespürt worden waren. Zudem haben sie nun die gesamten, in gut 20 Jahren gesammelten Beobachtungsdaten zu rund 1.600 Sternen veröffentlicht – die bisher größte frei zugängliche Sammlung dieser Art überhaupt.

„Eines der unsere Hauptziele dabei ist es, die Suche nach Planeten zu demokratisieren“, erklärt Greg Laughlin von der Yale University. „Jeder kann die auf unserer Website veröffentlichten Geschwindigkeitsdaten herunterladen und das Opensource-Programm nutzen, um in den Daten nach Indizien für Planeten zu suchen.“ (The Astronomical Journal, in press, arXiv:1702.03571)

(Carnegie Institution for Science, 14.02.2017 – NPO)

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