Invasion der Männer: Vor rund 5.000 Jahren löste ein aus dem Osten kommendes Steppenvolk dramatische Veränderungen im bronzezeitlichen Europa aus. Genanalysen zeigen nun, dass es sich bei diesen Migranten fast ausschließlich um Männer gehandelt haben muss. Ganz anders sah es bei der Einwanderung der ersten Bauern 4.000 Jahre zuvor aus: Damals waren die Geschlechter noch gleichmäßig verteilt.
Die meisten Bewohner Europas tragen heute ein gemischtes genetisches Erbe in sich: Ein Teil ihrer DNA stammt von Jägern und Sammlern, die schon vor rund 40.000 Jahren den Kontinent besiedelten. Der andere Teil aber zeugt von zwei weiteren Einwanderungswellen: Vor rund 9.000 Jahren kamen die ersten Bauern aus Anatolien und dem Nahen Osten wahrscheinlich über die Inseln der Ägäis nach Europa. 4.000 Jahre später gesellten sich dann Steppennomaden aus Zentralasien dazu, die sich mit den alten neolithischen Bauernkulturen vermischten.
Klar ist: Beide Migrationswellen lösten in Europa tiefgreifende, kulturelle Umstürze aus und prägten die Entwicklung der Gesellschaft nachhaltig. Doch welche Menschen waren es genau, die damals nach Europa kamen und ihre Gene in der hiesigen Bevölkerung hinterließen? Junge Männer? Frauen? Ganze Familien?
Deutlicher Männerüberschuss
Das wollten Wissenschaftler um Amy Goldberg von der Stanford University in Kalifornien wissen und haben sich deshalb auf eine genetische Spurensuche begeben. Dafür untersuchten sie das Erbgut in den Überresten von 20 jungsteinzeitlichen Menschen und 16 Individuen aus den Anfängen der Bronzezeit.