Die Forscher sind deshalb mit gutem Beispiel vorangegangen und haben sich die Mühe gemacht, den ökologischen Fußabdruck eines Produkts, das jeden Tag auf unseren Tellern landet, einmal im Detail nachzuvollziehen. Sie wollten wissen: Welche Ökobilanz hat eigentlich die Produktion eines einzigen Laibs Brot – vom Getreideanbau bis zum Backvorgang?

Der Weizenanbau macht einen Großteil des ökologischen Fußabdrucks eines Brotes aus. © Sandra H/ pixabay
Emissionen für 800 Gramm volles Korn
Für ihre Analyse betrachteten Goucher und seine Kollegen ein 800 Gramm schweres Vollkornbrot, das in Großbritannien hergestellt wird. Sie sammelten für jeden Aspekt des Herstellungsprozesses umweltrelevante Daten und wendeten diese Informationen auf sechs Kategorien an – unter anderem Treibhauspotenzial, Trinkwasserverschmutzung und Produktion von gesundheitsschädlichen Toxinen.
Dabei fanden sie zum Beispiel heraus: Das Treibhauspotenzial der gesamten Produktionskette entspricht 0,589 Kilogramm CO2-Äquivalenten. Zum Vergleich: Eine Milchkuh produziert durch ihren Methanausstoß nach Angaben der Umweltorganisation WWF knapp 2,35 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr. Bedenkt man allerdings, dass sich die Berechnungen der Forscher lediglich auf ein einziges kleines Brot beziehen und dass die meisten von uns weitaus mehr Brot als Rindfleisch verzehren, sind die Emissionen durchaus nicht unerheblich.
Problemfall Düngemittel
Der Löwenanteil des ökologischen Fußabdrucks geht auf die Kultivierung des verwendeten Getreides zurück. Dieser Schritt ist der Auswertung zufolge für mehr als die Hälfte der schädlichen Umwelteinwirkungen verantwortlich – alle Kategorien gemeinsam betrachtet. Vor allem der massive Einsatz von Ammonium- und Nitrat-haltigen Düngemitteln schlägt hier negativ zu Buche. Diese Stoffe belasten das Grundwasser und gelangen durch natürliche Prozesse zum Beispiel als klimaschädliches Lachgas in die Atmosphäre.

Das Düngen des Felder mit Ammonium- und Nitrat-haltigen Düngemitteln ist für mehr als die Hälfte der negativen Umweltfolgen verantwortlich. © pixwel1/ pixabay
An dieser Stelle müsste man den Forschern zufolge ansetzen, um die Ökobilanz des Brotes zu verbessern. Problematisch allerdings: Viele Landwirte können nur reiche Ernten erzielen und wirtschaftlich produzieren, wenn sie intensiv düngen. Der Einsatz günstiger, oft subventionierter Düngemittel ist deshalb an der Tagesordnung.
Ein Umdenken sei nicht in Sicht: „Der Fokus des Systems liegt eben darauf, Geld zu verdienen – und nicht, möglichst nachhaltige Nahrungsmittel herzustellen“, schreiben Goucher und seine Kollegen. Die Abhängigkeit vom Dünger bleibe eine der größten, ungelösten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.
Alle müssen mitmachen
Die Forscher betonen aber: Auch wenn manche Beteiligte mehr Verantwortung für den ökologischen Fußabdruck des Brotes tragen als andere, sei nur eine ganzheitliche Herangehensweise langfristig zielführend. Um nachhaltige Verbesserungen zu erwirken, müssten sich deshalb alle Akteure beteiligten – vom Düngemittelhersteller, über den Bauern, den Müller, die Bäckerei, bis hin zum Einzelhändler und dem Verbraucher. (Nature Plants, 2017; doi: 10.1038/nplants.2017.12)
(Nature, 28.02.2017 – DAL)
28. Februar 2017