Mit Mikrostruktur gegen Risse: Forscher haben eine neue Stahlsorte entwickelt, die wiederholten Belastungen besser standhalten kann. Sie erreichten dies, indem sie die Mikrostruktur von Knochen auf Stahl übertrugen. Dies macht den Stahl flexibel und hochwiderstandsfähig gegen Materialermüdung. Der innovative Werkstoff könnte in Zukunft unter anderem Flugzeug- und Autoteile langlebiger machen, so die Forscher im Fachmagazin „Science“.
Stahl ist das Baumaterial des 21. Jahrhunderts: Egal ob hoch hinaus in Wolkenkratzern oder bombensicher in Atomkraftwerken, der Werkstoff ist in nahezu allen Bereichen vertreten. Dabei ist er mal weich und flexibel, wie bei einer Konservendose, mal hart und „spröde“ wie bei einem Messer. Doch getreu dem Motto „Steter Tropfen höhlt den Stein“ kann selbst der härteste Stahl durch relativ kleine Belastungen brechen – wenn diese über Jahre hinweg auftreten.
Mit jeder Beanspruchung können Mikrorisse im Material entstehen. Diese winzigen Risse sind zunächst harmlos, doch fressen sie sich mit jeder Wiederholung weiter durch das Material, bis es schließlich zum Bruch kommt. Ein Horrorszenario, wenn das bei der Tragfläche eines Flugzeugs passiert. Oft versucht man, solche Ermüdungserscheinungen durch zusätzliche Sicherheitspuffer wie Wartung und Austausch stark beanspruchter Bauteile im Griff zu behalten.
Stahl mit Knochen-Struktur
Ein internationales Team um Cem Tasan vom MIT hat sich dem Problem der Mikrorisse mit einer anderen Strategie angenommen. Ihre Idee: die hierarchische Mikrostruktur von Knochen mit dem Stahl imitieren. Bei diesen sorgen in verschiedenen Richtungen laufende Versteifungen für Festigkeit und zugleich Elastizität. Die Forscher hofften, diese Eigenschaften in einem vergleichbar strukturierten Stahl imitieren zu können.