Gefahr für die Gesundheit: Erhöhte Stickoxid-Werte steigern das Risiko von Asthma-Erkrankungen. Besonders Kinder leiden verstärkt unter den Folgen der Luftverschmutzung, wie eine von Greenpeace beauftragte Studie darlegt. Damit ist eine Reduzierung der Stickoxid-Konzentration ebenso wichtig für den Erhalt der Gesundheit, wie eine strikte Begrenzung von Feinstaubemissionen. Die Einrichtung von strengeren Umweltzonen könnte helfen, die Situation zu entschärfen.
Die Luftverschmutzung ist ein zunehmendes Problem, das auch in Deutschland immer größer wird. Neben der Feinstaub-Belastung sind es vor allem Stickoxide aus Dieselabgasen wie NO2 oder NO, die unsere Gesundheit gefährden. Spätestens seit dem Diesel-Skandal von 2016 ist dieses Problem auch in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.
Stickoxide führen zu mehr Asthma
Mit einer Studie vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) macht die Umweltorganisation Greenpeace nun auf die Schwere der gesundheitlichen Folgen durch Stickoxide aufmerksam. Dabei stehen besonders die Auswirkungen auf Kinder im Fokus. Grundsätzlich wird bei mehr als der Hälfte der Verkehrsmessstationen in deutschen Städten der Grenzwert für Stickoxide von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschritten, schreibt Metlem Joss vom Swiss TPH, die Autorin der Studie.
Oft liege die gemessene Konzentration um deutlich mehr als zehn Mikrogramm über dieser gesetzlichen Höchstgrenze, so die Forscherin. Doch eine langfristige Zunahme um zehn Mikrogramm pro Kubikmeter steigert bei Kindern bereits die Wahrscheinlichkeit, an Asthma zu erkranken – um durchschnittlich 15 Prozent, wie die Studie ergab.
Wieso besonders Kinder betroffen sind
Weil Kinder tendenziell mehr Zeit draußen verbringen, haben sie besonders stark unter Grenzwertüberschreitungen der Stickoxid-Werte zu leiden. Dies zeigt sich der Studie zufolge an der Häufigkeit von Atemwegsnotfällen bei erhöhter Stickoxid-Belastung: Kinder mit Asthma sind deswegen bis zu drei Mal häufiger im Krankenhaus als Erwachsene mit Asthma .
Grundsätzlich sei die Anzahl der Neuerkrankungen mit Asthma bei Kindern durch Stickoxidbelastung um sieben bis 14 Prozent erhöht, berichtet Joss. Langfristig würden hohe Stickoxidwerte zudem das Lungenwachstum von Kindern beeinträchtigen und stehen im Verdacht, die Entwicklung des Kindes im Mutterleib zu beeinträchtigen.
Blaue Plakette für bessere Luft
Einen erheblichen Einfluss auf die Stickoxidbelastung haben den Auswertungen nach Autoabgase aus Diesel-Fahrzeugen: Zwei Drittel der Stickoxide im Verkehr stammen dabei aus Diesel-Pkw. Um die Luftverschmutzung schnell in den Griff zu bekommen, setzt sich die Umweltorganisation Greenpeace daher für die Einführung der blauen Plakette ein, die das bestehende Konzept der Umweltzonen verschärfen würde. Dieselfahrzeuge wären dann in ausgewiesenen Bereichen nicht mehr zugelassen.
Auch nach einem Gutachten des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg für die Stadt Stuttgart wäre diese Methode am erfolgversprechendsten. Demnach könnte die NO2-Belastung so auf 95 von 100 heute belasteten Straßen unter den Grenzwert gesenkt werden. Der Vorschlag von Verkehrsminister Alexander Dobrindt, Busse, Taxen und Paketdienste auf Elektroantrieb umzustellen, würde dem Gutachten zufolge hingegen lediglich 14 von 100 Straßen unter den Grenzwert bringen.
Die Politik muss handeln
Noch sind Dobrindt und einige Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gegen die Einführung der blauen Plakette. Greenpeace hofft, mit den Ergebnissen ihrer Studie die Politik zum Handeln zu bewegen und fordert die Plakette als Sofortmaßnahme zum Schutz von Stadtbewohnern. Dann könnten die Kinder zumindest kurzfristig wieder richtig durchatmen.
(Greenpeace, 05.04.2017 – CLU)