Ursuppe im Reagenzglas: Es brauchte nur die Uratmosphäre, Wasser und einen Blitz, um alle Bausteine des Erbmoleküls RNA zu erzeugen. Das belegt nun ein Experiment, bei dem Forscher die Bedingungen auf der Urerde nachgebildet haben. Eine elektrische Entladung oder eine laserinduzierte Schockwelle reichten darin aus, um aus einfachsten chemischen Bausteinen alle nötigen RNA-Basen und eine Aminosäure zu erzeugen, wie die Wissenschaftler berichten.
Wie und wo das erste Leben auf der Erde entstand, ist noch immer weitgehend ungeklärt. Unklar ist dabei vor allem, welche Reaktionen zur Bildung der ersten sich selbst replizierenden Biomoleküle wie der RNA führten. Das berühmte „Ursuppen“-Experiment von Stanley Miller vor gut 60 Jahren bewies zwar, dass unter den Bedingungen der Urerde verschiedene Aminosäuren entstehen können. Ob jedoch auch die RNA – und damit der wahrscheinliche Vorläufer des Erbmoleküls DNA unter diesen Umständen gebildet wurde, ließ sich nicht nachweisen – bis jetzt.
Uratmosphäre über Ton und Wasser
Nun ist Martin Ferus von der tschechischen Akademie der Wissenschaften und seinen Kollegen ein wichtiger Durchbruch gelungen: In einer Variante von Millers Ursuppen-Experiment gelang es ihnen, alle für die RNA nötigen Nukleobasen zu synthetisieren – und dies ohne einen speziellen Katalysator oder exotische Ausgangsstoffe, wie die Forscher betonen.
Für das Experiment setzen sie eine „Uratmosphäre“ aus Ammoniak (NH3), Kohlenmonoxid (CO) und Wasserdampf über einer Oberfläche aus Ton und Wasser entweder einer elektrischen Entladung aus – sozusagen einem Blitz – oder aber sie simulierten mit einem Laserpuls die Schockwelle und Hitze eines Asteroideneinschlags. Beide Ereignisse gelten als mögliche Energielieferanten für die Synthese von Biomolekülen.