Fake Images auf der Spur: Eine neue Software kann gefälschte und manipulierte Bilder im Internet erkennen – und so Fake News auch anhand ihrer Fotos entlarven. Die künstliche Intelligenz prüft dafür, ob das gleiche Bild schon woanders im Netz erschienen ist, ob der Kontext stimmt und ob das Foto vielleicht nachträglich manipuliert wurde. Die Software läuft als Browser-Add-on und warnt Internetnutzer, wenn ein solches Falschbild auf dem Screen erscheint.
Fake News haben zwar eine lange Tradition, aber selten war ihr Einfluss und ihre Verbreitung so groß wie heute. Vor allem in den sozialen Medien werden häufig Nachrichten gepostet und geteilt, die falsche Tatsachen oder gezielte Desinformation enthalten. Häufig sind solche Fake News mit falschen, aus einem anderen Kontext stammenden, oder manipulierten Bildern illustriert.
Falscher Kontext, manipulierte Fotos
Ein Beispiel: Am 21. Dezember 2011 erschien auf der Webseite npr.org ein Artikel über die Frühlingsrevolution in Ägypten. Illustriert wurde er von einem Foto, das eine Frau zeigt, die von ägyptischen Soldaten getreten und weggezogen wird. Das gleiche Foto jedoch wurde gut ein Jahr später auf Twitter verwendet, um Übergriffe der Nationalgarde Venezuelas gegen friedliche Proteste zu dokumentieren.
Die Methode der Bildmanipulation nutzte dagegen die ägyptische Staatszeitung „AL-Aharam“ im Jahr 2010: Sie zeigte ein Foto von den Nahost-Friedensgesprächen in Washington, bei dem Ägyptens Präsident Mubarak an der Spitze der Politiker marschierte. Tatsächlich jedoch ging er in der Gruppe hinten links. Für das Zeitungsbild montierte man ihn kurzerhand weiter nach vorn.
KI gegen Fake-Images
„Einhergehend mit der Fortentwicklung moderner Medien wird auch mit immer neuen Methoden und Werkzeugen versucht, diese zu manipulieren“, erklärt Andreas Dengel vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Das Problem dabei: Solche falschen Bilder sind selbst für geübte Beobachter oft kaum zu identifizieren.
Abhilfe soll hier nun eine neue Software schaffen, die die Wissenschaftler DFKI entwickelt haben. Sie kann verschiedene Merkmale erkennen, die auf eine Manipulation oder falsche Zuordnung hindeuten. „Unsere Methode kombiniert dafür verschiedene Werkzeuge der Bilderkennung“, so Dengel. Das Browser-Add-on „NewsVerifier“ läuft beim Surfen unauffällig im Hintergrund und schlägt verdächtige Bilder zur genaueren Überprüfung vor.
Bildvergleiche identifizieren Fälschungen
„Die Funktionsweise des Systems beruht auf der Annahme, dass das Bildmaterial bereits zu einem früheren Zeitpunkt in einem anderen Zusammenhang publiziert wurde“, erklärt Sarah Elkasrawi, die Entwicklerin des Prototyps. „Mit einer invertierten Bildersuche werden zunächst die ähnlichsten Fotos gesucht und deren Zeitstempel überprüft. Anhand der Übereinstimmungen und dem verknüpften Datum lässt sich feststellen, ob das Bild eventuell von einem früheren Ereignis stammt.“
Darüber hinaus verfügt NewsVerifier über einen speziellen Bildidentifikations-Algorithmus. Dieser vergleicht das Bild mit ähnlichen Fotos und sucht nach inhaltliche Veränderungen. Dadurch erkennt das Programm mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, ob Bilder manipuliert wurden. Zusätzlich analysiert die Software den Text der Webseiten und filtert die wichtigsten Begriffe. Der Nutzer kann so einfach den Zusammenhang zwischen Bild und Text prüfen.
Noch ist das Browser Add-on ein Prototyp, den die Wissenschaftler noch weiter optimieren wollen. So arbeiten sie bereits an einer integrierten Personen-Erkennung. Sie soll automatisch erkennen, ob auf einem Foto auch tatsächlich die vorgegebene Person abgebildet ist oder diese als jemand anderes ausgegeben wird.
(Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), 24.04.2017 – NPO)