Biologie

Ist auch der Mensch Pheromon-gesteuert?

Der Duftstoff Hedion beeinflusst menschliches Verhalten

Die Nase in eine duftende Blüte zu stecken, mag Wohlbefinden auslösen - doch auch kaum wahrnehmbare Duftnoten haben eine große Wirkung. © Halfpoint/ iStock.com

Einflussreiche Duftnote: Der blumige Duftstoff Hedion aktiviert beim Menschen einen Pheromonrezeptor – und beeinflusst dadurch unser Verhalten. Experimente zeigen: Ist der Duft in bewusst kaum wahrnehmbarer Konzentration in einem Raum vorhanden, zeigen Probanden verstärkt reziproke Verhaltensweisen. Die Forscher deuten dies als Hinweis darauf, dass Pheromone nicht nur bei Tieren, sondern auch beim Menschen wirken könnten. Wie groß die Bedeutung solcher Botenstoffe für unsere soziale Interaktion wirklich ist, bleibt jedoch umstritten.

Die Nase ist womöglich unser leistungsfähigstes Sinnesorgan – auch, wenn uns das oft nicht bewusst ist. Immerhin kann sie vermutlich mehr als eine Billion Duftnoten unterscheiden, wie „Schnüffelstudien“ nahelegen. Viele dieser Gerüche nehmen wir allerdings erst in höheren Konzentrationen wahr. Doch auch unbewusste Duftnoten können eine große Bedeutung haben, beispielsweise bei der Partnerwahl.

Bei vielen Tieren sind derartige Duftsignale ein unerlässliches Mittel zur Kommunikation und sozialen Interaktion. Ob Hirsch, Kaninchen oder Ameise: Sie alle produzieren spezielle chemische Stoffe, mit deren Hilfe sie ihren Artgenossen Botschaften senden und zum Beispiel Paarungsbereitschaft signalisieren. Beim Menschen ist die Duftkommunikation über solche Pheromone dagegen nicht verbreitet – oder doch? Diese Frage ist unter Wissenschaftlern hoch umstritten.

Es liegt was in der Luft

Klar ist: Auch der Mensch verfügt über einen Pheromonrezeptor – und kürzlich haben Forscher gezeigt, dass dieser durch den blumigen Duftstoff Hedion aktiviert wird. Als Folge wird eine Gehirnregion erregt, die an der Hormonsteuerung beteiligt ist. Bei Frauen ist dieser Effekt deutlich größer als bei Männern. Doch beeinflusst der Duft dadurch auch unser Verhalten? Ein Team um Sebastian Berger von der Universität Bern hat dies nun untersucht.

Bei ihren Experimenten beobachteten die Wissenschaftler, wie sich Probanden in unterschiedlichen Situationen gegenüber anderen Personen verhielten. Um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, sollten die Teilnehmer dafür in einem Spiel miteinander kooperieren. Dabei war einmal kein Duft im Raum, einmal der Duftstoff Hedion und einmal ein anderer floraler Kontrollduft. Die Konzentration der Düfte war jedoch so schwach, dass die Studienteilnehmer sie während der Tests nicht bewusst wahrnahmen.

Hinweis auf Pheromonwirkung?

Das Ergebnis: Tatsächlich zeigten die Probanden unter dem Duftstoff Hedion stärkere reziproke Verhaltensweisen nach dem Motto „Wie du mir, so ich dir.“ Signalisierten andere Personen Vertrauen und Freundlichkeit, reagierten sie demnach mit erhöhter Vertrauenswürdigkeit. Verhielten sich die anderen Personen nicht kooperativ, neigten sie stärker dazu, diese dafür zu bestrafen. „Unsere Probanden reagierten im Vergleich zum Kontrollversuch etwas freundlicher auf Freundlichkeit und etwas unfreundlicher auf unfaires Verhalten“, sagt Berger.

„Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass es auch bei Menschen eine Pheromonwirkung geben könnte, die sich vom klassischen Riechen unterscheidet“, sagt Mitautor Hanns Hatt von der Ruhr-Universität Bochum. In einem nächsten Schritt wollen die Forscher ihre Ergebnisse nun in anderen Verhaltenskontexten bestätigen und die zugrundeliegenden molekularen Mechanismen identifizieren.

Wichtig sei zudem, natürliche Geruchsmoleküle in Körpersekreten zu identifizieren, die Hedion ähnlich sind und auf den Rezeptor wirken, schreibt das Team. Denn für den Nachweis menschlicher Pheromonkommunikation ist zunächst ein vom Menschen produzierter Duft nötig, der bei einem anderen Menschen eine spezifische, reproduzierbare Reaktion auslöst. Erst dann könne die Bedeutung von Pheromonen beim Menschen wirklich geklärt werden, schließen die Wissenschaftler. (Frontiers in Behavioral Neuroscience, 2017; doi: 10.3389/fnbeh.2017.00079)

(Universität Bern, 12.05.2017 – DAL)

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