Plötzlicher Wachstumsschub: Warum sind die Blauwale so riesig? Und wann wurden ihre Vorfahren zu Riesen der Meere? Eine überraschende Antwort darauf haben Forscher jetzt gefunden. Denn Fossilvergleiche enthüllen, dass die Bartenwale erst vor gut vier Millionen Jahren einen Wachstumsschub erlebten. Wahrscheinlich half ihnen das, die Veränderungen des herannahenden Eiszeitalters besser zu überstehen, so die Forscher im Fachmagazin „Biological Sciences“.
Der Blauwal ist das größte Tier der Erde – mit einer Länge von 33 Metern und einer Masse von bis zu 200 Tonnen kam selbst der Tyrannosaurus an ihn nicht heran. Aber auch die restlichen Bartenwale sind schwimmende Kolosse. Selbst ihr kleinster Vertreter ist immerhin noch sechs Meter groß. Aber warum? Ihre Ernährung erklärt diese Größe nicht: Bartenwale filtern Plankton und Krill aus dem Wasser – und damit eher winzige Beutetiere.
Neue „Messlatte“ für Walfossilien
Bisher war unklar, warum und wann sich die Bartenwale zu den heutigen Riesen der Meere entwickelt haben. „Wir hatten einfach nicht die richtigen Daten“, erklärt Studienleiter Nicholas Pyenson vom National Museum of Natural History in Washington. Denn meist haben Paläontologen nur Teile urzeitlicher Walkskelette gefunden, was die Abschätzung ihrer Körpergröße schwierig machte.
Vor Kurzem jedoch entdeckten Pyenson und seine Kollegen, dass die Breite eines fossilen Walschädels eine recht gute Abschätzung der Gesamtgröße des Tieres erlaubt. Ausgehend von dieser „Messlatte“ haben die Forscher nun die Relikte von 63 ausgestorbenen Walarten aus den letzten 30 Millionen Jahren auf ihre Größe hin untersucht. Auf Basis dieser Daten konnten sie erstmals die Größenentwicklung der Bartenwale im Laufe ihrer Evolution zeitlich einordnen und nachvollziehen.