Sie saugte vor 100 Millionen Jahren das Blut von Urzeit-Echsen: Amblyomma birmitum. Ein Fossil dieser Zeckenart haben Forscher jetzt in Bernstein entdeckt. Die zuvor unbekannte Zeckenart ist die älteste Vertreterin einer noch heute existierenden Zeckengattung – und auch ihre heutigen Nachfahren saugen bevorzugt das Blut von Reptilien. Die Paläontologen halten es daher für durchaus wahrscheinlich, dass diese Urzeit-Zecke einst Dinosaurier parasitierte.
Bernstein ist eine echte Zeitkapsel. Denn was einst vom urzeitlichen Baumharz umschlossen wurde, bleibt über Jahrmillionen nahezu perfekt erhalten – ob es sich um alienhafte Insekten, fleischfressende Pflanzen oder sogar ganze Dinosaurierschwänze handelt. Besonders spannend ist es für die Paläontologen, wenn der Bernstein Parasiten wie beispielsweise mit Blut vollgesogene Stechmücken oder Zecken konserviert. Denn dies bietet tiefere Einblicke in die Ökologie jener Zeit.
Missing -Link der Schildzecken
Eine ganz neue Zeckenart haben nun Lidia Chitimia-Dobler vom Mikrobiologischen Institut der Bundeswehr und ihre Kollegen in einem Stück Bernstein aus Myanmar entdeckt. Das Tier wurde vor rund 100 Millionen Jahren vom Baumharz eingeschlossen und gehört damit zu den ältesten bekannten Zeckenarten überhaupt, wie die Forscher erklären.
Nähere Untersuchungen mittels Mikro-Computertomografie zeigen, dass es sich bei der 1,5 Millimeter großen weiblichen Zecke um einen frühen Vertreter der Amblyomma-Schildzecken handelt. Überraschenderweise fanden sich aber nicht nur Merkmale der heute noch lebenden Amblyomma-Zecken, sondern auch typische Merkmale der australischen Gattung Bothricroton. Amblyomma birmitum stellt somit ein seltenes Zwischenstadium in der Evolution der beiden Gattungen dar – ein sogenanntes Missing Link.